4.4.2018 - Süddeutsche Zeitung

Bischofskonferenz Streit über das Abendmahl

Der Brief an den Vatikan war von sieben Bischöfen unterzeichnet und trug Kritik an einem Beschluss der Bischofskonferenz vor. Dies veranlasste den Vorsitzenden des Katholiken-Komitees zu einer harschen Reaktion. Es geht um die Kommunion für Protestanten.

In der katholischen Deutschen Bischofskonferenz gibt es ein schweres Zerwürfnis über die Frage der bisher nicht zulässigen Kommunion für evangelische Christen. Der Konferenz-Vorsitzende, Kardinal Reinhard Marx, wies am Mittwoch die Kritik von sieben Bischöfen zurück, die sich mit einem Brief an den Vatikan gewandt hatten. Die Unterzeichner unter der Führung des Kölner Kardinals Rainer Maria Woelki baten laut dem Kölner Stadt-Anzeiger ohne vorherige Absprache mit Marx den Vatikan um Hilfe. Aus ihrer Sicht sei der kürzlich von der Bischofskonferenz mit Zweidrittelmehrheit verabschiedete Beschluss unrechtmäßig, das Gremium habe Kompetenz überschritten. Das Erzbistum Köln erklärte am Abend, in einer so zentralen Frage des Glaubens und der Einheit der Kirche müssten nationale Sonderwege vermieden werden.

In einem am Mittwoch in Bonn veröffentlichten Schreiben an die Unterzeichner, das auch an alle anderen deutschen Bischöfe und den Vatikan ging, äußert sich Marx verwundert, dass die Kritiker "trotz der ausführlichen und auch kontroversen Aussprache in der Vollversammlung und des mit weit überwiegender Mehrheit der Mitglieder der Bischofskonferenz gefassten Beschlusses" weiterhin so große Zweifel hätten. Die Unterzeichner gingen fälschlicherweise davon aus, dass die Konfessionsverschiedenheit der Ehe als schwere geistliche Notlage angesehen werde. Es werde aber lediglich "dargelegt, dass ein schwerwiegendes geistliches Bedürfnis" nach gemeinsamer Kommunion "aus dem gemeinsamen Eheleben in einer konfessionsverschiedenen Ehe im Einzelfall entstehen kann".

Zur Frage, ob die Konferenz ihre Kompetenzen überschritten habe, betonte Marx, es sei "mehrfach und deutlich dargelegt" worden, dass es einer Bischofskonferenz und sogar einem Diözesanbischof möglich sei, "Kriterien zu formulieren, die die Kommunionspendung an nicht in voller Gemeinschaft mit der katholischen Kirche befindliche Christen erlauben".

Der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Thomas Sternberg, kritisierte den Brief der Bischöfe. "Mich wundert dieses Verhalten, das mir ziemlich unsolidarisch erscheint", schreibt Sternberg auf Twitter: "Kennen wir nicht alle evangelische Ehepartner, die das bejahen, was wir katholisch in der Eucharistiefeier bekennen? Ist das Problem nicht pastoral vor Ort längst gelöst?" Die Initiative "Wir sind Kirche" erklärte, der Brandbrief sei kein gutes Zeichen für den innerkirchlichen Dialog und die Ökumene. Es sei äußerst bedauerlich, dass sich eine Minderheit der Bischöfe so vehement gegen sichtbare Zeichen der Ökumene stemme. Den dreiseitigen Brief hatten neben Woelki der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick sowie die Bischöfe Konrad Zdarsa (Augsburg), Gregor Maria Hanke (Eichstätt), Wolfgang Ipolt (Görlitz), Rudolf Voderholzer (Regensburg) und Stefan Oster (Passau) unterzeichnet.

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Zuletzt geändert am 05­.04.2018