| |
Veröffentlicht am 26­.07.2018

26.7.2018 - Ruhr-Nachrichten / Halterner Zeitung (mit DPA)

Ökumenischer Flickenteppich

Erbittert stritten die deutschen Bischöfe über eine Reform, die auch protestantischen Ehepartnern Zugang zur Kommunion verschaffen sollte. Der Kompromiss sorgt nun dafür, dass jeder Bischof sein eigenes Ding macht.Nach einem monatelangen Streit unter den katholischen Bischöfen zum Umgang mit proestatnischen Ehepartner deutet sich ein Flickteppich unterschiedlicher Vorgehensweisen in den deutschen Diözesen an. Das ergab eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur unter den 27 Bistümern. Zwölf Diözesen gaben an, sie wollten die umstrittene Orientierungshilfe - wonach protestantische Ehepartner künftig unter bestimmten Umständen ebenfalls an der katholischen Kommunion teilnehmen dürfen - umsetzen oder hätten das schon getan. Fünf Bistümer - Köln, Augsburg, Passau, Bamberg und Regensburg - äußerten sich dagegen ablehnend. In weiteren neun Diözesen wurden den Angaben zufolge noch keine Entscheidungen getroffen. 

"Die unsäglichen Auseinandersetzungen zeigen, wie schwer sich die Bischöfe mit der konkreten Ökumene tun."
Christian Weisner von der katholischen Reformbewegung "Wir sind Kirche".

Im Februar hatte die Deutsche Bischofskonferenz (DBK) in der Kommunionsfrage zwar ein Reformpapier mit einer Dreiviertelmehrheit beschlossen - mehrere Bischöfe um den Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki wehrten sich im Anschluss allerdings öffentlich gegen eine verbindliche Umsetzung in den Bistümern und schalteten den Vatikan ein. Ende Juni schlossen die Bischöfe dann einen Kompromiss. Dieser sieht vor, dass jeder Bischof selbst entscheiden soll, ob er die Handreichung in seinem Landstrich in Kraft setzt - oder nicht.

"Wir sind jetzt mitten im Prozess der Umsetzung, der leider die Gefahr eines Flickenteppichs in der praktizierten Ökumene zur Folge haben kann", sagte der Sprecher der katholischen Reformbewegung "Wir sind Kirche", Christian Weisner. Die "unsäglichen Auseinandersetzungen" unter den Bischöfen zeigten, "wie schwer sich die Bischöfe mit jeder theologischen und pastoralen Weiterentwicklung und auch mit der konkreten Ökumene" täten. Anlässlich des Richtungsstreits hatten im Frühjahr neben dem Kölner Kardinal Woelki auch die Bischöfe aus Bamberg, Augsburg, Passau, Regensburg, Eichstätt und Görlitz einen Brandbrief an den Vatikan unterzeichnet. Wenig überraschend hat nach dem Kompromiss bislang auch keines dieser sieben Bistümer die Orientierungshilfe im eigenen Sprengel in Kraft gesetzt. - zumindst aus Görlitz und Eichstätt ist jedoch auch keine strikte Ablehnung zu vernehmen. Aus Woelkis Bistum waren deutlichere Worte zu hören. In Köln sehe man "keinen Handlungsbedarf", die von der DBK empfohlene Orientierungshilfe umzusetzen, hieß es. Und auch innerhalb Bayerns ist die Ablehnung groß.

Zwölf Bistümer sind schon einen Schritt weiter. Neben dem Bistum München und Freising empfahlen auch die zuständigen Bischöfe der Diözesen Hamburg, Rottenburg-Stuttgart, Freiburg, Paderborn, Essen, Erfurt, Limburg, Speyer, Aachen, Magdeburg und Osnabrück ihren Seelsorgern die Orientierungshilfe. "Das, was in der Handreichung steht, ist bei uns schon seit vielen Jahren gelebte Praxis", sagte ein Sprecher des Bistums Osnabrück.

Noch mehr oder weniger unentschlossen über den künftigen Umgang mit dem Reformpapier sind die Kirchenoberen nicht nur in Eichstätt, Würzburg und Görlitz, sondern auch in Münster, Mainz, Trier, Fulda, Dresden-Meißen und Berlin.Das Bistum Münster kündigte an, in Anlehnung an das DBK-Papier einen eigenen Leitfaden zu wichtigen Fragen veröffentlichen. Dieser befinde sich noch in der Abstimmung. dpa

Zuletzt geändert am 26­.07.2018