September 2018 - „Kirche In“

Der schleichende Kirchen-Auszug hält an

Die Ende Juli veröffentlichten Zahlen der Eckdaten des kirchlichen Lebens zeigen, dass sich leider auch für das Jahr 2017 der schleichende Auszug aus der römisch-katholischen Kirche und der evangelischen Kirche in Deutschland fortgesetzt hat.

Diesmal sind die absoluten Zahlen des Austritts aus der Kirchensteuergemeinschaft gegenüber dem Vorjahr (2016: 162.093) sogar wieder auf jetzt 167.504 gestiegen. Der anhaltende Rückgang kann nicht nur durch demografische Faktoren und auch nicht nur dadurch erklärt werden, dass wir als Kirche in einer Welt der Individualisierung, der pluralen Religiosität und des Umbruchs leben.

Die statistisch erfasste Teilnahme am Gottesdienst betrug im letzten Jahr mit 9,8 Prozent erstmals weniger als zehn Prozent (2016: 10,2 Prozent). Bei aller Begrenztheit von Messwerten und Statistiken können die vollen Kirchen an den Hochfesten Weihnachten und Ostern nicht darüber hinwegtäuschen, dass die kirchliche Bindung durch alle Altersklassen mehr und mehr zurückgeht. Dies ist umso bedauerlicher, als die Kirchen im Jahr 2017, dem Jahr des 500. Reformationsgedenkens, große Chancen hatten, sich in positiver Weise in der Öffentlichkeit zu präsentieren.

Wenn jetzt die die Deutsche Bischofskonferenz erklären lässt, dass es notwendig sei, „neue Wege zu finden, wie wir Menschen erreichen, sie begleiten und ihnen nah sein können“, kann dies als Bereitschaft zur kritischen Selbstreflexion gedeutet werden. Aber bereits zur Kirchenstatistik 2016 hatte die Deutsche Bischofskonferenz erklärt, dass es notwendig sei, „den Menschen, die weggehen, aktiv nachzugehen, um deren Beweggründe zu verstehen und das kirchliche Handeln danach kritisch zu überprüfen und – wo notwendig – auch neu auszurichten“. Doch wo ist dies wirklich und in ausreichendem Maße geschehen?

Endlich Pfarreizusammenlegungen und -schließungen stoppen!

Eine Trendwende bezüglich Kirchenmitgliedschaft wird nach Ansicht der KirchenVolksBewegung nur dann möglich sein, wenn endlich die jahrzehntelang vorgenommenen unsäglichen Strukturreformen in Form von Pfarreizusammenlegungen und -schließungen gestoppt werden. Dies trägt zu einer immer größeren Entheimatung bei, die auch im politischen Bereich zu negativen Entwicklungen führt. Darüber hinaus ist es allerhöchste Zeit, neue Zugänge zu Menschen zu finden, die sich zwar mit der christlichen Botschaft identifizieren können und sich dafür auch einsetzen, aber kein Interesse mehr an überlebten kirchlichen Strukturen und Hierarchiedenken haben.

An die deutschen Bischöfe appelliert Wir sind Kirche zum wiederholten Male, der Aufforderung von Papst Franziskus nachzukommen, „mutige Vorschläge“ zu entwickeln und neue Möglichkeiten zuzulassen, damit auch in Zukunft in überschaubaren Gemeinden Gottesdienste gefeiert werden können. Die Möglichkeit zur Feier der Eucharistie darf nicht durch die immer geringer werdende Zahl von Priestern, die noch bereit sind, dem Zölibatsgebot zu folgen, verhindert werden.

 

Zuletzt geändert am 13­.09.2018