13.9.2018 - BR Online

Das Zentralkomitee der Katholiken feiert sein 150. Jubiläum

Katholiken in anderen Ländern blicken oft neidisch nach Deutschland, wo die Laien durch das ZdK eine starke Stimme haben. "Ich finde es wichtig, dass Christen in der Politik gehört werden", sagt Hanna Seidl, "dass sich christliche Moralvorstellungen in der Politik wiederspiegeln." Die Ärztin aus Waldkirchen ist Vorsitzende des Dekanatsrats Freyung-Grafenau. Seit acht Jahren ist die 63-jährige Delegierte der Diözese Passau im Zentralkomitee der deutschen Katholiken.

"Ich freue mich auf den nächsten ökumenischen Kirchentag. Vielleicht wird es in Zukunft nur noch gemeinsame Kirchentage geben. Ich denke, es kommt darauf an, die Gesellschaft christlich mitzugestalten - und nicht katholisch oder evangelisch." Hanna Seidl, ZdK-Delegierte

ZdK gibt Laien eine Stimme

1868 wurde für die Organisation der Katholikentage ein geschäftsführendes Zentralkomitee eingerichtet. Auch heute noch organisiert das ZdK die Katholikentage, zudem tagen ständig sieben Arbeitsgruppen zu unterschiedlichen gesellschaftspolitischen Themen. Unter dem Einfluss des Zweiten Vatikanischen Konzils fand die Stimme der Laien in der katholischen Kirche mehr Gehör. Das Zentralkomitee als Vertretung der katholischen Laienarbeit gewann an Bedeutung.

Dass das ZdK nicht nur innerkirchlich, sondern auch politisch schon viele wichtige Impulse geben konnte, sagt Christian Weisner von der Kirchenvolksbewegung "Wir sind Kirche": "Es ist wirklich gut, dass es das Zdk gibt, das ist weltweit einmalig." Als problematisch sieht Weisner, dass das Zentralkomitee sowohl finanziell als auch personell von den Bischöfen abhängig ist. "Der gewählte Präsident muss ja von den Bischöfen bestätigt werden."

"Dem Zentralkomitee ist sehr zu wünschen, dass die Bischöfe dieses Gremium nicht als Spielwiese der Demokratie empfinden, sondern, dass sie das Kirchenvolk - vertreten im Zentralkomitee - sehr ernst nehmen. Dass sie es an den Entscheidungen beteiligen und auf diese wichtigen Impulse auch wirklich hören." Christian Weisner, Wir sind Kirche

Streit um Schwangerenkonfliktberatung

Was die finanzielle Abhängigkeit bedeuten kann, zeigte der Konflikt über die Strukturreform der Laiengremien zwischen dem ZdK und dem damaligen Regensburger Bischof Gerhard Ludwig Müller in den Jahren 2006 und 2007. Zwei Jahre lang zahlte das Bistum Regensburg keine Gelder an das ZdK. Ein anderer Streitpunkt war Donum Vitae, eine von katholischen Laien gegründete Beratungsstelle für Schwangerschaftsfragen, die auch nach Ausstieg der Bischöfe aus der Schwangerenkonfliktberatung weiter Beratungsscheine für eine straffreie Abtreibung ausstellte. 2009 forderte die Deutsche Bischofskonferenz eine Klarstellung vom ZdK über dessen Verhältnis zu Donum Vitae.

"Mein Wunsch für die Zukunft: Dass man sich gemeinsam zu bestimmten Themen äußert und nicht jeder alleine. Und dass es verbindliche Verabredungen gibt, wie die Bischofskonferenz mit dem ZdK umgeht und wie man Entscheidungen trifft, auch gemeinsam." Hanna Seidl, DzK-Delegierte

 

Autor: Daniel Knopp

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Zuletzt geändert am 18­.09.2018