25.2.2019 - epd

«Wir sind Kirche»: Bischöfe dürfen Reform nicht blockieren

München (epd). Die katholische Laienorganisation «Wir sind Kirche» hat Verständnis geäußert für die Enttäuschung von Betroffenenverbänden und Teilen der Öffentlichkeit über die Abschlussrede von Papst Franziskus auf dem Bischofs-Gipfel zum Missbrauchsskandal. Noch am Anfang des Krisengipfels in Rom habe der Papst konkrete Ergebnisse gefordert und ein 21-Punkte-Programm in die Diskussion gebracht, sagte der Sprecher der Kirchenvolksbewegung, Christian Weisner, am Montag in München dem Evangelischen Pressedienst (epd): «Doch scheint es unter den versammelten Bischöfen immer noch welche zu geben, die sexualisierte Gewalt als marginal betrachten und jede Reform blockieren.»

Der weltweite Glaubwürdigkeitsverlust der katholischen Kirche sei aber so groß, dass jetzt schnellstens vom Vatikan wie auch in den Ortskirchen verbindliche Regeln aufgestellt werden müssten, wie mit Verdachtsfällen umzugehen sei, fügte Weisner hinzu: «Und Bischöfe, die vertuscht haben, müssen sich der Verantwortung stellen.»

Zwar seien alle verbindlichen Verfahren jetzt wichtig, erklärte Weisner. Die katholische Kirche müsse sich aber auch mit den tieferen Ursachen sexualisierter Gewalt gegenüber Minderjährigen, Seminaristen, Frauen und sogar Ordensfrauen auseinandersetzen. Diese seien der Ausschluss von Frauen aus allen Weiheämtern, eine Verteufelung der Homosexualität, das Festhalten am Pflichtzölibat und vor allem den zugrundeliegenden kirchlichen Machtstrukturen.

Die Deutsche Bischofskonferenz müsse auf ihrer Frühjahrsvollversammlung in zwei Wochen in Lingen jetzt endlich handeln und sich mit den Themen befassen, die die MHG-Studie zum Missbrauch als wesentliche Ursachen ausgemacht hatte, forderte Weisner. Die vier Bischöfe Peter Kohlgraf (Mainz), Franz-Josef Overbeck (Essen), Stefan Oster (Passau) und Karl-Heinz Wiesemann (Speyer) hätten auftragsgemäß ja schon einen Fahrplan dafür festgelegt, der auch einen synodalen Prozess für die Kirche in Deutschland vorsieht. «Doch auch hier haben Bischöfe blockiert», sagte Weisner. «Diese Blockade muss aber aufgegeben werden, wenn die katholische Kirche nicht noch weiter massiv ihre Glaubwürdigkeit einbüßen und Kirchenmitglieder verlieren will.»

 

Zuletzt geändert am 25­.02.2019