8.3.2019 - KNA

Weiter Rufe nach Reformen vor Vollversammlung deutscher Bischöfe

München/Münster (KNA) Vor der Frühjahrsvollversammlung der katholischen Bischöfe gibt es erneut Rufe nach Reformen in der Kirche. So sieht die Gruppe "Wir sind Kirche" einen "akuten Handlungsbedarf" gegen die aktuelle Krise. Die Kirche müsse ihre "Selbstwahrnehmung" korrigieren, forderte unterdessen die Theologin Marianne Heimbach-Steins. Nach Ansicht des Kirchenrechtlers Thomas Schüller muss die Kirche lernen, demütiger zu sein. Von Montag bis Donnerstag wollen sich die Bischöfe im niedersächsischen Lingen unter anderem mit der Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs in der Kirche beschäftigen.

"Wir sind Kirche" erklärte am Freitag in München, dass nur ein gemeinsames Handeln aller deutschen Bischöfe die Chance biete, "der größten Glaubwürdigkeitskrise seit der Reformation zu begegnen, die die jahrzehntelang vertuschte sexualisierte Gewalt durch Kleriker gegenüber Kindern, Jugendlichen, Frauen und Ordensfrauen ausgelöst hat". Sie müssten sich für die "lange überfälligen Reformen" einsetzen.

Aus Sicht der Initiative ist dabei auch der Staat gefragt: Er müsse bei der Kirche eine Zusammenarbeit mit den Strafverfolgungsbehörden einfordern und Standards für eine Aufarbeitung von Missbrauch entwickeln. Innerkirchlich müssten die tieferen Ursachen angegangen werden. Diese lägen etwa "im klerikalen zölibatären Machtsystem" begründet und im "Ausschluss der Frauen von allen Weiheämtern".

Nach Ansicht von Heimbach-Steins kann Glaubwürdigkeit "nicht im Hauruck-Verfahren" wiedergewonnen werden. "Die Menschen, die auch jetzt noch zu einer konstruktiven Auseinandersetzung mit der Kirche bereit sind, müssen erkennen können, dass die Tiefe der strukturellen Krise, dass die im System liegenden Missstände von denen, die in der Kirche Verantwortung tragen, wirklich ernst genommen und an der Wurzel bekämpft werden."
Die Kirche müsse ihre "Selbstwahrnehmung korrigieren, die in dem klerikal-hierarchischen System überhöht und gewissermaßen verzerrt ist - als ob die Kirche ein Selbstzweck wäre". Von den Bischöfen erwarte sie, dass sie "zur konsequenten Umsetzung der gemeinsam beschlossenen Linie" ein externes Qualitätsmanagement aufsetzen und so Transparenz absichern.

Kirchenrechtler Schüller betonte, dass Prävention der beste Schutz vor möglichem Missbrauch sei: "Dann müssen natürlich die Bischöfe vor Ort in Blick auf die speziellen kulturellen Geprägtheiten einzelner Regionen mit Hilfe der Experten (Taskforce) entsprechende Aufklärungs- und Schulungsprogramme zunächst für die in der Seelsorge tätigen Männer und Frauen entwickeln."

Von den deutschen Bischöfen erwarte er "nicht viel", so Schüller, "weil man betonen wird, dass man in Sachen Prävention und Aufklärung von Missbrauchstaten schon weit vorangekommen ist". Heimbach-Steins und Schüller äußerten sich in einem Interview mit der Pressestelle der Uni Münster.

Zuletzt geändert am 09­.03.2019