12.3.2019 - Deutschlandfunk Kultur

Theologin über Frauenquote in der katholischen Kirche: „Ein Zückerchen, mit dem Frauen abgespeist werden“

Magdalene Bußmann im Gespräch mit Axel Rahmlow

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Die Theologin Magdalene Bußmann sieht in der geplanten Frauenquote von einem Drittel in Leitungspositionen der katholischen Kirche ein Manöver, um die Frauen „ruhig zu stellen“. Sie fordert, dass Frauen zur Weihe zugelassen werden.

„Das ist ein Zückerchen für Frauen, die inzwischen ja aufbegehren und nicht mehr in der Kirche ruhig sind und sich mit subalternen Positionen abspeisen lassen wollen.“

So kommentiert die Theologin Magdalene Bußmann die Entscheidung der katholischen Kirche in Deutschland, sich eine Frauenquote von mindestens einem Drittel in Leitungspositionen zu verordnen. Diese Quote soll in den kommenden vier Jahren erreicht werden.

„Ich hab den Eindruck, hier will man Streicheleinheiten an die Frauen abgeben, aber grundlegende Reformen erst einmal nicht durchführen. Und ich befürchte, dass die Geduld der Frauen nicht unendlich ist und dass sie auf dieses Manöver, hier Frauen ruhig zu stellen, nicht hereinfallen.“

„Frauen können genauso gut geweiht werden“

Denn von den Weiheämtern, die „wirklich Strukturen aufbrechen und verändern können“, sind Frauen nach wie vor ausgeschlossen: „Insofern wird da ein bisschen Kosmetik betrieben, werden die Frauen ein bisschen hofiert, wird den Frauen ein bisschen mehr Raum zugestanden. Sie sind (aber noch) lange nicht gleichberechtigt, an Leitung und Aufgaben in der Kirche beteiligt wie die bisher dominierende Klerikerkaste der Männer – und das muss aufgegeben werden“, forderte die Theologin im Deutschlandfunk Kultur.

„Frauen können genauso gut geweiht werden. Es gibt vom Neuen Testament und der Theologie keine Hindernisse. Das ist Gewohnheitsrecht der Kirche, was abgeschafft werden kann“, sagte Bußmann.

Die „verquaste Sexualmoral“ aufbrechen

Auch die „verquaste Sexualmoral“ samt Zölibat könne leichter aufgebrochen und Reformen durchgeführt werden, wenn Frauen an der Macht innerhalb der Kirche beteiligt würden, glaubt Bußmann. Und für Reformen sei es höchste Zeit:

„Es gibt auch für die Kirche ein Zu-Spät“, betonte sie. Ob der Vertrauensverlust ohne größere Reformen wieder zu beheben sein werde, „da hab ich meine großen Zweifel.“ Bußmann von einer „Mißtrauenskrise“.

Wenn die katholische Kirche sich weiter in „Strukturdebatten und Sexualitätsproblemen verheddere“, gebe es „ganz wenig Hoffnung für das Überleben der katholischen Kirche in unseren Breiten“, sagte sie.

(lkn)

Zuletzt geändert am 15­.03.2019