29.3.2019 - Welt.de / DPA

Kirchenreformer über Bischöfe: «Die Geduld ist am Ende»

Seit über 20 Jahren setzt sich die Laienbewegung «Wir sind Kirche» für Reformen in der katholischen Kirche ein. Der Missbrauchsskandal hat die Kirchenkritiker in ihren Forderungen bestärkt.
 
Würzburg (dpa) - Nach dem Missbrauchsskandal hat die katholische Reformbewegung «Wir sind Kirche» die Reformbemühungen der Deutschen Bischofskonferenz als unzureichend kritisiert. «Die Bischöfe beten uns inzwischen einzelne unserer Forderungen nach», sagte Sprecher Christian Weisner der Deutschen Presse-Agentur. Doch das seien alles eher Lippenbekenntnisse, betonte Weisner vor der Bundesversammlung der Laien-Initiative von Freitag bis Sonntag in Würzburg.

Die Bischofskonferenz wies den Vorwurf zurück. Die Arbeit am beschlossenen Maßnahmenkatalog gehe in deutlich sichtbaren Schritten weiter, hieß es.

Sexueller Missbrauch durch Geistliche wurde in der Vergangenheit in vielerlei Hinsicht kleingeredet oder vertuscht - nicht nur, aber auch in Deutschland. In einer von der Deutschen Bischofskonferenz in Auftrag gegebenen und im vergangenen September veröffentlichten Studie waren zahlreiche Missbrauchsfälle aus den vergangenen Jahrzehnten dokumentiert worden. Doch trotz dieser Ergebnisse hätten die Bischöfe bisher nichts Wesentliches getan, sagte Weisner. «Der Vertrauensvorschuss ist jetzt aufgebraucht, die Geduld ist am Ende.»

Als Konsequenz aus dem Missbrauchsskandal hatten die Bischöfe auch auf öffentlichen Druck hin zuletzt immerhin beschlossen, neben der umstrittenen Verpflichtung der Priester zur Ehelosigkeit (Zölibat) auch die äußerst konservative Sexualmoral der Kirche zur Diskussion stellen zu wollen. Weisner sprach von einem «sehr vagen Dialog», der angesichts der Glaubwürdigkeitskrise angekündigt worden sei.

Die Initiative «Wir sind Kirche» plädiert schon seit über 20 Jahren für eine Modernisierung der katholischen Kirche. Sie setzt sich unter anderem für die Gleichberechtigung von Frauen - etwa bei der Priesterweihe -, für die Abschaffung der Zölibats-Pflicht und für mehr Mitbestimmung der gläubigen Laien ein.

Doch die Laien haben - wie die Kirchen selbst - mit Nachwuchsmangel zu kämpfen. Die meisten Unterstützer sind laut Weisner über 60 Jahre alt. Der Generationenwechsel sei schwierig. Für das Treffen in Würzburg hätten sich nur rund 70 Teilnehmer angemeldet.

«Wir sind Kirche» geht auf eine österreichische Initiative von 1995 zurück, die anlässlich von Missbrauchsvorwürfen gegründet wurde. Die Bewegung trifft sich zweimal jährlich zur Bundesversammlung. Weisner bezeichnete die Treffen als «ein gutes Barometer» für die aktuelle Stimmung in der Kirche.

Informationen von "Wir sind Kirche" zur Bundesversammlung

 

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Zuletzt geändert am 29­.03.2019