Ein "neuer Geist der Transparenz muss auch auf der Ebene der Bischofskonferenz gelten", schreibt der Bischof. Als ein Beispiel dafür, dass die Kirche an mangelnder Transparenz und Kritikfähigkeit leide, nannte er den Umgang mit den Missbrauchsfällen in der katholischen Kirche bisher: "Die Vertuschung hat ihre Ursache in diesem geschlossenen Kreis, in dem die Selbstkritik keinen Platz hat. " Es habe ein Bewusstsein dafür gefehlt, "wie verheerend ein falscher Umgang mit Missbrauchstätern sein kann". In diese Kritik schloss er sich ausdrücklich selbst mit ein.

Das Bistum Eichstätt hat bekanntlich 2012 ein Präventionskonzept eingeführt, das in den Pfarreien sexualisierte Gewalt gegen Kinder, Jugendliche und Schutzbefohlene vermeiden soll. Im Zuge einer Studie hatte das Bistum insgesamt 526 Personalakten durchforstet und hat seit 1957 insgesamt zehn Täter in Missbrauchsfällen erfasst. Es gibt eine Präventionsbeauftragte, alle strafrechtlich relevanten Fakten wurden der Staatsanwaltschaft übergeben. So weit, so bekannt.

Und doch reicht das offenbar noch nicht aus, um dem Thema Missbrauch innerhalb der katholischen Kirche gerecht zu werden. "Der Umgang mit den Missbrauchsfällen in der Vergangenheit ist sicher ein Beleg dafür, dass die Institution Kirche an einer eigenen Selbstfixierung leidet. " Hier habe ein "Inner-Circle-Denken geherrscht. Nach dem Motto: ,Junge, du hast gesündigt, aber das wird wieder. ' Da kam das Opfer nicht vor. "

Diese Veröffentlichung Hankes hat nun in innerkirchlichen Kreisen durchaus Wellen geschlagen - und Kritiker keineswegs besänftigt. Es gibt weiterhin und vermehrt Stimmen, die wie "Wir-sind-Kirche"-Sprecher Walter Hürter den Rücktritt des Bischofs fordern - weil dessen Worte zu Transparenz und Aufklärung nicht zu dessen Taten passen würden. Hanke steht wie berichtet auch wegen seines Führungsstils in der Kritik.

Die Publikation Hankes steht zudem in einem bemerkenswerten zeitlichen Zusammenhang mit einer Schlagzeile, die gestern ebenfalls für erhebliches Aufsehen im Bistum Eichstätt gesorgt hat. Es gebe jedoch keinen kausalen Zusammenhang, betonte Bistumssprecher Martin Swientek auf Anfrage unserer Zeitung. Hankes Ausführungen gingen auf ein Gespräch zurück, das bereits im September vorigen Jahres geführt worden sei. In der "Bild"-Zeitung vom Dienstag sah sich ein Eichstätter Diözesanpriester einenm schweren Vorwurf ausgesetzt, er soll einen anderen Priester sexuell missbraucht haben.

Der beschuldigte Geistliche zeigte sich von den in der "Bild"-Zeitung gegen ihn erhobenen Anschuldigungen überrascht und auch betroffen. Auf Anfrage unserer Zeitung erklärte er, diese Vorwürfe entbehrten jedweder Grundlage. Man müsse versuchen herauszufinden, aus welchen Motiven heraus und von wem diese Aktion ausginge. Seine Anwälte haben unverzüglich juristische Schritte gegen die "böswillige Verleumdung" eingeleitet. Zu möglichen Hintergründen dieses anonymen Angriffs könne er nur Vermutungen anstellen, im Laufe seiner priesterlichen Laufbahn habe er sich während seiner Zeit im diplomatischen Dienst sicher nicht nur Freunde gemacht. Auch kirchenpolitische Hintergründe seien nicht auszuschließen, so der Priester in seiner Stellungnahme dazu.

Auch Bistumspressesprecher Swientek sieht auf Anfrage unserer Eichstätter Redaktion "keine Hinweise" für diese Anschuldigungen: "Anzeigen oder Meldungen von Betroffenen hat es bis jetzt nicht gegeben", so Swientek.

Das Stimmungsbild unter Gläubigen bleibt insgesamt verheerend: Das Bistum Eichstätt kommt nicht aus den negativen Schlagzeilen.

HILFSANGEBOTE FÜR OPFER SEXUALISIERTER GEWALT

Präventionskonzept: Um schützende Strukturen für Kinder, Jugendliche und Schutzbefohlene zu gewährleisten, hat die Diözese Eichstätt am 31. Oktober 2012 eine Vorlage zur Prävention von Gewalt und Grenzverletzung vorgestellt. Anhand einer Reihe von Bausteinen sind seitdem Pfarreien und Verbände angehalten, daraus ein Schutzkonzept vor Ort zu entwickeln. Bis Oktober 2018 haben etwa zwei Drittel bis drei Viertel der Pastoralräume im Bistum entsprechende Konzepte erarbeitet. Ehren- und Hauptamtliche finden dazu Unterstützung bei der Präventionsbeauftragten Gabriele Siegert unter der Hotline (08421) 50-500.

Hilfe bei sexuellem Missbrauch: Ansprechpartner für die Prüfung von Vorwürfen des sexuellen Missbrauchs Minderjähriger und erwachsener Schutzbefohlener im Bistum sind Werner Merkle, Telefon (08421) 97070, und Felizitas Schweitzer, Telefon (0841) 880-3060.

Für Menschen, die von sexualisierter Gewalt in der Kirche betroffen sind, hat die Deutsche Bischofskonferenz außerdem ein bundesweites Beratungstelefon eingerichtet, das täglich von 14 bis 20 Uhr unter der Nummer 0800-0005640 Beratungsmöglichkeit bietet. Außerdem gibt es im Internet unter www. hilfe-nach-missbrauch. de eine permanent besetzte Onlineberatung.