17.5.2019 - European News Agency

Reformer für Befreiungsschlag gegen Unfehlbarkeit

Jochen Raffelberg

München/Köln [ENA] Katholische Reformer haben angesichts des Kirchenstreiks Aktion Maria 2.0 einen “Befreiungsschlag” gegen das Unfehlbarkeitsdogma gefordert und sich für Gottesdienste ohne geweihte Priester ausgesprochen. Die Gemeinden müssten ihr Geschick selber in die Hand nehmen und nach neuen Formen auch der Leitung suchen, erklärte die Protestbewegung Wir sind Kirche am Freitag in München.

Der Grundsatz, dass Kirche ständig zu erneuern sei, gelte auch heute und die Hoffnung auf die Veränderbarkeit sterbe nie. Doch diese Hoffnung trüge, solange die kirchliche Hierarchie am Dogma der Unfehlbarkeit von 1870 festhalte und zu keiner Änderung bereit sei. Die Lösung der Frauenfrage verlange aber dessen Revision: “Unsere Kirche braucht den Befreiungsschlag, die Diskussion über das Unfehlbarkeitsdogma mit der Folge eines Konzils, das die Aufhebung beschließt – wenn sie eine Zukunft haben will”, schrieben die Reformer in ihrem “Aufruf zur Eigenverantwortung des Kirchenvolkes”.

Wegen der Untätigkeit der Kirchenleitung, überfällige Reformen mutig anzupacken und weil das dogmatische Lehrgebäude der Kirche von oben wohl kaum revidiert werde, müssten “die Gemeinden ihr Geschick selber in die Hand nehmen und nach neuen Formen auch der Leitung suchen. Immer mehr Gemeinden feiern deshalb ohne geweihten Priester Gottesdienst. Von der Schrift her ist das nicht illegitim, weil es noch keine geweihten Priester, wohl aber Gemeindeleiter und Gemeindeleiterinnen kennt.” Viele Gemeindemitglieder zögen diese Gottesdienste, gleich ob Wortgottesdienste oder Feiern des Abendmahl, dem “klerikalen Sakramentalismus” vor.

Wir sind Kirche protestiert in der Erklärung zum 25. Jahrestag der “Feststellung der Weiheunfähigkeit von Frauen in der römisch-katholischen Kirche” vom 22. Mai 1994 “energisch” gegen das Apostolische Schreiben Ordinatio Sacerdotalis von Papst Johannes Paul II., das Männern die Priesterweihe vorbehalte. Martha Heizer, Vorsitzende der österreichischen Plattform Wir sind Kirche, sagte: „Das Gegenteil wurde erreicht. Die Diskussion bricht nicht ab und ist mit der Aktion Maria 2.0 an der Basis wieder aufgeflammt – Frauen und Männer machen lautstark deutlich, dass sie die Lösung der Frauenfrage für entscheidend für die Zukunft der Kirche halten.”

In Köln hat die Kurie des Erzbistums derweil einen offenen Brief von Vertreterinnen und Vertretern eines Pastoralkurses an Erzbischof Rainer Maria Woelki als unangemessen kritisiert, in dem diese die kirchliche Kommunikation über den geplanten Pastoralen Zukunftsweg angreifen. Das Vorgehen habe den geforderten Dialog konterkariert. Anschliessende Interviewäusserungen seien beschädigend und sachlich unangemessen gewesen. Ein früheres Gespräch mit Kardinal Woelki sei nicht erwähnt worden, obwohl Inhalte des offenen Briefes mit den Anliegen des Erzbischofs vergleichbar seien: breiter Dialog, erweiterte Partizipation und veränderte Kommunikation als wichtige Bestandteile des Pastoralen Zukunftswegs.

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Zuletzt geändert am 17­.05.2019