20.5.2019 - kirche-und-leben.de

Bilanz nach Initiative „Maria 2.0“ - Aktionen sollen weitergehen

Zum Abschluss der einwöchigen Protestaktion „Maria 2.0“ haben die Initiatorinnen eine positive Bilanz gezogen. Zugleich kündigten sie an, mit weiteren Aktionen auf kirchliche Reformen zu pochen. Die Initiative sei „keine Eintagsfliege“. Mehrere Bischöfe äußerten Verständnis für den Unmut, kritisierten jedoch den Aufruf zum Boykott von Gottesdiensten.

„Maria 2.0 verlangt unter anderem den Zugang von Frauen zu allen kirchlichen Ämtern, eine konsequente Aufklärung der Missbrauchsfälle und eine erneuerte Sexualmoral. Die Initiatorinnen hatten dazu aufgerufen, eine Woche lang keine Kirche zu betreten und ehrenamtliche Dienste ruhen zu lassen.

Mit-Initiatorin:  Beteiligung bei „mehreren Zehntausend Leuten“

Als „ehrenamtliche Initiative ohne Geld und Personal“ hätten sie keinen Gesamtüberblick über die Beteiligung, sagte Mit-Initiatorin Lisa Kötter der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Doch wüssten sie von mehr als 1.000 beteiligten Gruppen in Deutschland „mit mehreren Zehntausend Leuten mindestens“.

Im BR und im WDR rief Kötter am Sonntag zu weiteren Aktionen auf zur Fortsetzung der Reformdebatten: „Ladet Eure Bischöfe in Eure Küchen ein. Nicht in ihrer hierarchischen Funktion, sondern als Mitchristen. Und dann reden wir miteinander“. Zudem sollte es weitere Mahnwachen und Protestaktionen geben.

Bischof Bode: Eucharistie kein Instrument eines solchen Protests

„Die Eucharistie kann kein Instrument eines solchen Protests sein“, sagte der in der Bischofskonferenz für Frauenfragen zuständige Bischof Franz-Josef Bode im KNA-Interview. Zugleich äußerte er Verständnis für die Anliegen: „Es wird zu Spaltungen kommen, wenn fundierte Reformforderungen nicht ernst genommen werden und wir in den Veränderungen der Welt nicht auch zu neuen Antworten kommen.“

Ähnlich äußerte sich der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck. Der von den Bischöfen angestoßene „Synodale Weg“ werde sich auch mit dem Thema der Gerechtigkeit zwischen den Geschlechtern beschäftigen müssen. Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki kritisierte die Aktion indirekt, als er bei einer Predigt im Marienwallfahrtsort Bödingen sagte: „Hier begegnen wir einer Maria, die nicht verwendet wird zur Durchsetzung kirchenpolitischer Überlegungen.“

Bischöfe Jung und Neymeyer für Debatte über Frauenpriestertum

Der Berliner Erzbischof Heiner Koch sagte im rbb: „Ich nehme diese Frauen sehr ernst mit dem, was sie einbringen wollen.“ Der Würzburger Bischof Franz Jung und Erfurts Bischof Ulrich Neymeyr forderten eine neue Debatte über die Weihe von Frauen, die bisher ausgeschlossen ist.

Maria Flachsbarth, Präsidentin des Katholischen Deutschen Frauenbundes (KDFB), sprach von einer überwältigenden Resonanz. Maria 2.0 habe gezeigt, dass die Forderungen nicht nur von „ein paar verrückten Aktivistinnen an der Spitze der Frauenverbände“ getragen würden, sondern „von der breiten Mehrheit der Frauen an der Basis“.

Die Protestwelle sei „keine Eintagsfliege“, erklärte die Vorsitzende der Katholischen Frauengemeinschaft kfd, Mechthild Heil. „Wenn wir nicht bald sichtbare und spürbare Veränderungen haben, läuft die Amtskirche Gefahr, dass die Frauen ihr scharenweise den Rücken kehren.“

Theologin Käßmann: Frauen endlich öffentlich in der Kirche

Die Initiative „Wir sind Kirche“ begrüßte die große Resonanz auf Maria 2.0: „Der Weckruf der Frauen kann und darf nicht ignoriert werden.“ Die evangelische Theologin Margot Käßmann lobte die Aktion: „Es wird Zeit, dass Frauen endlich öffentlich die Kirchen repräsentieren, aber auch die anderen Religionsgemeinschaften, das Judentum, den Islam. Wenn uns angeblich die Hälfte des Himmels gehört, können wir das ja hier auf Erden schon mal einüben.“

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Zuletzt geändert am 20­.05.2019