23.9.2019 - welt.de

«Wir sind Kirche» sieht Bischöfe an Wegscheide

Fulda (dpa) - Vor Beginn der Herbstvollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz in Fulda sieht die katholische Reformbewegung «Wir sind Kirche» die Würdenträger an einer Wegscheide. Mit Blick auf ihre Reformpläne stelle sich die Frage, ob die Oberhirten entschlossen genug seien, sich gegen alle Widerstände aus den eigenen Reihen und aus dem Vatikan zu dem Vorhaben zu bekennen, sagte Christian Weisner vom Bundesteam der Organisation am Montag der Deutschen Presse-Agentur in Fulda.

Nach dem Skandal um sexuellen Missbrauch in der Kirche kündigten die Bischöfe an, einen Reformprozess («Der synodale Weg») einleiten zu wollen. Dabei wollen sie auch mit Laien über folgende Themen sprechen: den Umgang der Kirche mit Macht, die kirchliche Sexualmoral, den Zölibat und die Position von Frauen in der Kirche.

Dass die deutschen Bischöfe gleichberechtigt mit Laien über diese strittigen Themen beraten wollten, möge aus römischer Sicht unerhört sein, sagte Weisner. Doch genau dies seien die Themen, die die vor einem Jahr veröffentlichte Studie als Risikofaktoren für sexualisierte Gewalt und deren Vertuschung analysiert habe.

Die katholische Kirche hatte im September 2018 eine Studie zu sexuellem Missbrauch vorgestellt. Demnach sollen zwischen 1946 und 2014 mindestens 1670 katholische Kleriker 3677 Minderjährige missbraucht haben.

Weisner sagte: Alle Verantwortlichen im Vatikan wie unter den deutschen Bischöfen, «die immer noch meinen, mit formalen Verweisen auf das Kirchenrecht oder vatikanische Weisungsbefugnisse sich jeder Weiterentwicklung der kirchlichen Lehre verweigern zu können, müssen sich fragen lassen, wie sie dies angesichts des verheerenden Glaubwürdigkeitsverlustes der Kirche rechtfertigen können.» Denn nicht nur in Deutschland, sondern weltweit befinde sich die römisch-katholische Kirche in einer existenziellen Krise.

Wir sind Kirche

 

Zuletzt geändert am 24­.09.2019