16.10.2019 - Mittelbayerische

Neuer Weg für die Kirche

Außenansicht

Magnus Lux, Theologe

Viele sehen im „synodalen Weg“ die letzte Chance; denn es ist nicht 5 vor 12, sondern mindestens 5 nach 12. Sie kennen sicher den schönen Spruch: „Alle sagten, das geht nicht. Da kam einer, der wusste das nicht, und hat’s einfach gemacht.“Machen wir das scheinbar Unmögliche! Nach dem massiven Glaubwürdigkeitsverlust wollen die Bischöfe mit dem „synodalen Weg“ der Kirche in Deutschland eine Zukunft eröffnen. Dabei gibt es Leitlinien, die zu beachten sind.

Treue zum Evangelium: Es geht nicht an zu sagen: „Alles, was heute in der Kirche ist, hat Jesus so gewollt.“ Oder noch schlimmer: „Die Tradition der Kirche hat den gleichen Rang wie das Evangelium.“ Nein! „Tradition heißt das Feuer hüten und nicht die Asche bewahren“, sagt der Konzilspapst Johannes XXIII. Kirche muss sich immer wieder an der befreienden Botschaft vom Reich Gottes orientieren und nachfragen, wie die ersten Christen sie gelebt haben, sie muss diese Botschaft ins Hier und Heute übertragen und dann vorbildhaft leben. Neue Fragen erfordern auch neue Antworten, die sich von der Grundidee der Botschaft Jesu leiten lassen müssen.

Offenheit: Gegen jede Veränderung wird die gegenwärtige, erst seit dem 19. Jahrhundert geltende Kirchenverfassung als Schwert in der einen Hand gehalten und in der anderen das Kirchenrecht als Schutzschild. Nein! Es darf keine Tabus geben, Ungewohntes zu denken und das Notwendige zu beschließen. Die gemeinsame Verantwortung, das „gemeinsame Priestertum“ aller Getauften muss dabei im Vordergrund stehen. Beim Tod Jesu reißt der Vorhang des Tempels mitten entzwei, alle Glaubenden haben nun Zugang zu Gott. Die Kirche ist das Ur-Sakrament, aber sie leidet unter der Sakralisierung der Kleriker, die nicht biblisch ist: Jesus hat keinen Kult begründet, das Wort „Hierarchie – heilige Herrschaft“ kommt in der Bibel nicht vor.

Transparenz: Der „synodale Weg“ ist keine Veranstaltung nur der Bischöfe, die „Laien“ sind nicht Teilnehmende von Bischofs Gnaden. Nein! Das Konzil spricht vom „Volk Gottes unterwegs“. Der „Glaubenssinn der Gläubigen“ muss wieder zum Zug kommen, aller Gläubigen, der „treuen“, der „entheimateten“ und auch der sogenannten „ausgetretenen“, die ja deshalb nicht alle Ungläubige sind. Unter der Leitung der heiligen Geistkraft wird das Volk Gottes den richtigen Weg gehen und auch ans Ziel kommen.

Der Auto ist Mitglied im Bundes-Sprecherteiam von "Wir sind Kirche".

Zuletzt geändert am 28­.10.2019