29.5.2007 - Neue Westfälische

Vitamin F für die Kirche


Frauenpower: Susanne Mandelkow, Vorsitzende des Vereins Maria von Magdala, Theologin Dr. Irmgard Kampmann und Annegret Laakmann, Sprecherin Aktion-Lila-Stola, wollen, dass auch Frauen Priester werden dürfen und verteilen Äpfel mit F(rauen)-Vitamin. FOTO: R. MISCHER

Zwölf neue Priester geweiht / Kritiker fordern mehr Rechte für Frauen

VON RALF MISCHER

Paderborn. Im letzten Jahr waren es sechs, heuer sind es zwölf. Traditionell nehmen am Samstag vor Pfingsten Diakonen aus dem Erzbistum die Priesterweihe im Hohen Dom zu Paderborn entgegen. Auch in diesem Jahr machten Aktivisten der Kirchen-Volksbewegung „Wir sind Kirche" mit Transparenten und Flugblättern auf den „notwendigen Reformbedarf" in der katholischen Kirche aufmerksam.

Während Kirchenlieder und Psalmen über den Domplatz klingen, werkeln sie an ihren Plakaten. Gläubige, unter anderem von der Kirchenvolksbewegung „Wir sind Kirche", von der „Aktion-Lila-Stola", und von der Gruppe „Maria von Magdala" stehen parat, als die neuen Priester aus dem Gotteshaus kommen. „Wir freuen uns, dass in diesem Jahr so viele neue Priester geweiht wurden", erklärt Manfred Dümmer, Sprecher der Bistumsgruppe „Wir sind Kirche". Die Kirchenkritiker überreichen jedem Neupriester ein Glückwunschschreiben, fordern aber zugleich „die Öffnung der geistlichen Berufe für Frauen und Verheiratete".

Wie berichtet, nahm in diesem Jahr ein verheirateter Mann die Weihe von Erzbischof Hans-Josef Becker entgegen. Gerhard Stille hat neben dem päpstlicher Segen auch Ehefrau und Kind, Der Neupriester aus Holzminden war evangelischer Pfarrer bevor er zum katholischen Glauben übertrat. Die Sondererlaubnis für Stille hat noch Papst Johannes Paul II unterzeichnet.

Neben Stille haben die Priesterweihe empfangen: Ullrich Birkner (Heimatgemeinde: Siegen-Weidenau), Uwe H. Kolkmanr (Kamen-Heeren), Michael Kirscher (Werl), Thomas Kubsa (Hagen-Wehringhausen), Ulrich Liehr (Castrop-Rauxel / Schwerin), Hendrick Luicke (Hamm-Werries), Andreas Mockenhaupt (Siegen), Guido Ricke (Herdringen), Volker Staske-witz (Wipperfürth) und Patrick Wegener (Werl-Westönnen).

„Wir werben seit 20 Jahren für das Frauenamt", verrät Annegret Laakmann (63), die vor der Domtreppe steht und Äpfel verteilt. „Vitamin F(rauen) für die Kirche" steht auf den Wimpeln, die in den Früchten stecken. Sie sei in ihrer Heimatgemeinde sehr aktiv gewesen, aber ein Priester hätte ihr das Engagement vergällt. „Das kannst du auch noch!", dachte sich die Sprecherin der Aktion-Lila-Stola und setzt sich seitdem für Gleichberechtigung in der Kirche ein. Nach Ansicht der engagierten Frau gibt es weder für das Zölibat, noch für das Männermonopol im Kirchenamt ! eine theologische Begründung.

„Manch einer sagt zu uns, 'werdet doch evangelisch"`, sagt Dr. Irmgard Kampmann. Die Theologin engagiert sich in der Gruppe „Maria von Magdala" für Frauenrechte in der Kirche. Ein Konfessionswechsel kommt für die Bochumerin aber nicht in Frage. Sie ist nämlich überzeugte Katholikin. „Ich habe damals mein Theologiestudium in der Hoffnung begonnen, einmal selbst Priesterin werden zu können", erinnert sich die Bochumerin. Heute ist sie Religionslehrerin und hofft noch immer.

„Schön wäre, wenn sich die 'Kirche wenigstens auf einen Dialog mit uns einlassen würde", ist Manfred Dümmer von der Kirchenvolksbewegung enttäuscht. Die Aktiven hatten Erzbischof Becker bei Amtsantritt einen Brief mit Diskussionspunkten zugesandt. „Auf eine Antwort von ihm warten wir noch!"

Zuletzt geändert am 21­.06.2007