23.6.2007 - Eichstätter Kurier

Ende des Zölibats gefordert

„Wir sind Kirche" nimmt Priesterweihe von Hans-Tilman Golde zum Anlass für Vorstoß

Eichstätt (EK/pde) Die Diözesangruppe „Wir sind Kirche" fordert ein Ende der Zöllbatsverpflichtung für Priester. Anlass ist die Priesterwelhe von Hans-Tilman Golde am 30. Juni. Golde, ehemals evangelischer Pfarrer, ist verheiratet und hat drei Kinder.

Der 44-jährige Hans-Tilmann Golde hat mehrere Jahre als Pfarrer in der evangelisch- lutherischen Landeskirche Sachsen gearbeitet.

Aus theologischen Gründen entschloss er sich zur Konversion und wurde von Bischof Walter Mixa in die Gemeinschaft mit der katholischen Kirche aufgenommen. Sein Bestreben, als Diakon und Priester in der katholischen Kirche wirken zu können, wurde von Bischof Mixa, Diözesanadministrator Johann Limbacher und Bischof Hanke unterstützt. Papst Benedikt XVI. erteilte im Februar die Ausnahmegenehmigung, nach der Goide auch als verheirateter Mann die Priesterweihe empfangen kann.

In Anlehnung an die Praxis der Ostkirche ist, wie es seitens der Pressestelle der Diözese Eichstätt heißt, diese Einzelfallregelung auch in der römischen Kirche möglich. Im Fall von Hans-Tilman Golde wurde berücksichtigt, dass er als evangelischer Pfarrer Aufgaben der Seelsorge als persönliche Berufung gelebt habe. „Sie gliederten durch die Taufe Kinder in Christus ein, sie ver- kündeten das Leben spendende Wort Gottes, sie versammelten Menschen zum Gedächtnis Christi, sie führten Menschen zum Gebet" stellte Bischof Hanke bei der Diakonenweihe Goldes im März fest. Da Golde das katholische Amtsverständnis voll und ganz bejaht, sollen seine pastoralen Erfahrungen und Fähigkeiten der Diözese zugute kommen. Deshalb ermöglicht die katholische Kirche - wie in einer Reihe von Vergleichsfällen - dem ehemaligen evangelischen Pfarrer im Blick auf seine zurückliegende Tätigkeit und seinen persönlichen Werdegang die Zulassung zur Priesterweihe.

Dies nimmt die Gruppe „Wir sind Kirche" zum Anlass, daran zu erinnern, das der Pflichtzölibat in den letzten Jahrzehnten dazu geführt habe, „dass über 10 000 Priester in Deutschland, weltweit etwa 100 000, ihren Dienst quittieren mussten". Er ist nach Auffassung von „Wir sind Kirche" einer der wichtigen Gründe für die zunehmende pastorale Notlage in den Gemeinden.

Darüber hinaus bleibe den Menschen das Glaubwürdigkeitsproblem der Kirche durch eine oft zölibatäre Scheinwelt nicht verborgen, unter der nicht nur die Priester, sondern auch deren „inoffizielle" Frauen und Kinder litten. Die häufigen Ausnahmen vom Pflichtzölibat, wie beim ehemaligen evangelischen Pfarrer Golde, und die Tradition der Kirche bis ins zwölften Jahrhundert bewiesen, so Hürter und die Gruppe „Wir sind Kirche", dass dieses „nicht mehr vertretbare Kirchengesetz geändert werden kann". Das Recht der Gemeinden auf Eucharistiefeier und Leitung sei wichtiger als die jetzige kirchenrechtliche Regelung.

Hans-Tilman Golde wird am Samstag, 30. Juni, von Bischof Hanke zum Priester geweiht. Der Gottesdienst in der Schutzengelkirche beginnt um 9 Uhr. Seine Primiz feiert der Neupriester am Sonntag, 1. Juli, um 9.30 Uhr in der Eichstätter Pfarrkirche St. Walburg.

Zuletzt geändert am 25­.06.2007