12.2.2020 - KNA

Stimmen zum Rückzug von Kardinal Marx Marx gibt Vorsitz von Bischofskonferenz ab - Bischöfe bedauern

Kardinal Reinhard Marx steht nicht für eine zweite Amtszeit an der Spitze der Deutschen Bischofskonferenz zur Verfügung. Seine Ankündigung nahmen Kirchenvertreter und Politiker mit Bedauern und Überraschung zur Kenntnis.

"Meine Überlegung ist, dass ich am Ende einer möglichen zweiten Amtszeit 72 Jahre alt wäre, und dann auch das Ende meiner Aufgabe als Erzbischof von München und Freising nahe sein wird", heißt es in einem Brief von Marx an seine Mitbrüder. "Ich finde, es sollte die jüngere Generation an die Reihe kommen."

Der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick sagte: "Er hat sein Bestes gegeben." Der Erfurter Bischof Ulrich Neymeyr meinte, Marx habe die Bischofskonferenz "in alles anderen als einfachen Zeiten" sehr gut in der Öffentlichkeit vertreten. Ähnlich äußerten sich die Bischöfe von Speyer und Münster, Karl-Heinz Wiesemann und Felix Genn. Der künftige Bischof von Augsburg, Bertram Meier, äußerte Verständnis für den Schritt von Marx und sagte: "Den Dienst an der Einheit innerhalb der Bischofskonferenz zu leisten, war sicherlich auch kräftezehrend."

Rückzug von Marx Verlust für Reformdialog

Der Aachener Bischof Helmut Dieser sieht im Rückzug von Kardinal Reinhard Marx als Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz einen Verlust für den begonnen Reformdialog in der katholischen Kirche in Deutschland. "Der Synodale Weg wird das konstruktive Wirken von Kardinal Marx im Präsidium noch vermissen", teilte Dieser am Mittwoch mit. "Mich tröstet, dass er in der Bischofskonferenz und im Synodalen Weg weiterhin aktiv dabei sein wird."

Dieser hob Marx Tatkraft hervor. "Seine persönliche Leidensfähigkeit und Geradlinigkeit haben mit bewirkt, dass die deutschen Bischöfe in den großen Herausforderungen unserer Zeit ihr Lehramt in erkennbarer Konsistenz kollegial ausüben konnten", sagte er.

Beispiel für Machtverzicht

Der Limburger Bischof Georg Bätzing sieht in dem Rückzug ein Beispiel für Machtverzicht. Der Trierer Bischof Stephan Ackermann sagte, Marx habe auf Ebene der Weltkirche und im Beratungsgremium des Papstes die Verbindung zwischen der Kirche in Deutschland und dem Vatikan gestärkt. Osnabrücks Bischof Franz-Josef Bode, Vize-Vorsitzender der Bischofskonferenz, schließt seine Nachfolge in dem Amt aus.

Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) nahm die Entscheidung von Marx "mit großem Bedauern und höchstem Respekt" auf. Marx habe "Großartiges geleistet für die Rückgewinnung von Vertrauen und Glaubwürdigkeit der katholischen Kirche", erklärte ZdK-Präsident Thomas Sternberg.

Engagierter Reformer

Die Bischofskonferenz und das ZdK hatten unlängst gemeinsam den Synodalen Weg zur Zukunft des kirchlichen Lebens in Deutschland angestoßen. Dieser Dialog müsse fortgeführt werden, so die Gruppe "Wir sind Kirche", die Marx dafür dankte, "diesen angesichts der schleppenden Aufarbeitung sexualisierter Gewalt dringend notwendigen Reformprozess mit auf den Weg gebracht zu haben".

Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, würdigte das Engagement von Marx in der Ökumene. Die Verbundenheit zwischen evangelischer und katholischer Kirche habe sich insbesondere in der Zeit der Vorbereitungen und Durchführung des 500. Reformationsgedenkens 2017 vertieft.

Starke und klare Stimme der katholischen Kirche

Der Präsident des Zentralrats der Juden, Josef Schuster, sagte, Marx habe stets "klare Kante gegen Antisemitismus gezeigt und sich der Verantwortung der katholischen Kirche für den über Jahrhunderte gepredigten Antijudaismus angenommen".

Der religionspolitische Sprecher der Union, Hermann Gröhe (CDU), nannte Marx "eine starke Stimme für die katholische Kirche in Deutschland". Grünen-Politiker Konstantin von Notz betonte, Marx habe wichtige Impulse zum "humanen, von Nächstenliebe bestimmten Umgang mit Geflüchteten gesetzt". Der religionspolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, Lars Castellucci, sagte der KNA, Marx habe das Amt "in nicht gerade einfachen Zeiten für die Kirche übernommen und viel auf den Weg gebracht".

Amtszeit bleibt bei sechs Jahren

Die Bischofskonferenz dient der Förderung gemeinsamer Aufgaben, der Beratung und der Koordinierung der Arbeit. Sie gibt Richtlinien vor und pflegt Verbindungen zu anderen Bischofskonferenzen. Die Amtszeit des Vorsitzenden bleibt bei sechs Jahren. In Mainz stehen bei der Frühjahrsvollversammlung der Bischöfe Anfang März Neuwahlen an.

Sein Entschluss, dann nicht wieder zu kandidieren, stehe schon länger fest, so Marx. "Selbstverständlich werde ich auch weiterhin aktiv in der Bischofskonferenz mitarbeiten und mich besonders engagieren für den Synodalen Weg, der aus meiner Sicht gut gestartet ist." Zugleich wolle er jetzt stärker im Erzbistum München und Freising präsent sein, wo ein "umfassender Strategieprozess" gestartet werden soll.

Marx ist seit 2008 Erzbischof von München und Freising, davor war er seit 2002 Bischof von Trier. Im Jahr 2010 erhob ihn Papst Benedikt XVI. (2005-2013) zum Kardinal. Von 2012 bis 2018 war Marx auch Präsident der Kommission der Bischofskonferenzen der Europäischen Gemeinschaft (COMECE). Außerdem leitet er den Wirtschaftsrat im Vatikan und gehört dem Kardinalsrat an, der Papst Franziskus bei der Reform der römischen Kurie berät.

Von Joachim Heinz
 

Zuletzt geändert am 12­.02.2020