14.4.2020 - Tiroler Tageszeitung

Das Gute spürbar machen

Gastkommentar von Martha Heizer

Eine Gemeinschaft, die Liebe verkündet, Gottesliebe, Nächstenliebe, Selbstliebe – sogar Feindesliebe –, so eine Gemeinschaft muss das so glaubwürdig wie möglich tun. Gelingt nicht immer, alle machen Fehler. Die Kirche ist immer „Gottes Werk und Teufels Beitrag“. Aber zumindest die strukturellen Sünden müssten doch aufgehoben werden können: Die Kirche fügt durch so manches ihrer Gesetze den Menschen Wunden zu. Wie will
Kirche die Menschen überzeugen,müssten doch aufgehoben werden können: Die Kirche fügt durch so manches ihrer Gesetze den Menschen Wunden zu. Wie will Kirche die Menschen überzeugen, dass die Liebe Gottes uns alle zu Liebenden machen kann, wenn sie immer wieder durch ihre monarchische Struktur Macht missbraucht und Gewalt ausübt – und sich dafür nicht einmal rechtfertigen muss. Man denke etwa an die Missbrauchsskandale.

Ich wünsche mir so sehr eine Kirche, die hilft: gegen Unrecht, gegen Diktatur, gegen Gewalt. In zu vielen Fällen tut sie das nicht, kann sie das gar nicht, solange sie in ihren eigenen Reihen nicht aufräumt. Sie erhebt nicht ernstzunehmend ihre Stimme gegen Frauendiskriminierung, gegen Verfolgung von LGBTQ-Menschen, gegen unrechtmäßige Herrschaft, gegen unverdienten Reichtum und vieles mehr. Weil sie selbst nicht frei davon ist.

„Wir sind Kirche“ setzt sich seit 1995 ein für eine Kirche, die die Frohe Botschaft ehrlich und überzeugend verkünden kann. Die das Gute, das sie vertritt, hörbar und spürbar macht. Die durch ihre „Körpersprache“ beweist, dass sie sich an Jesus hält. Dazu müssen so manche Gesetze verändert werden.


martha.heizer@inode.at
Martha Heizer war Mitinitiatorin des Kirchenvolksbegehrens und ist Vorsitzende der der Plattform „Wir sind Kirche“.

Zuletzt geändert am 14­.04.2020