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Veröffentlicht am 29­.05.2020

29.5.2020 - KNA

Bätzing in Reformen bei "Visionären" - "Corona-Erfahrungsschub"

Oberursel (KNA) Der Limburger katholische Bischof und
Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing,
macht sich für Reformen in der katholischen Kirche
stark. In einem Interview der Zeitschrift Publik-Forum (Freitag)
sagte er mit Blick auf den Reformdialog Synodaler Weg,
den die Kirche Anfang 2020 in Frankfurt begonnen hat: Da
haben Katholikinnen und Katholiken, die einen Querschnitt
unserer Kirche abbilden, begonnen, sich untereinander zu vergewissern,
was heute katholisch zu nennen ist. Wenn es darum
geht, stehe ich ganz auf der Seite der Visionäre. Die
Frauenfrage bezeichnete er bei diesem Reformprozess als zentral.
Bätzing betonte: Wir Bischöfe haben den SynodalenWeg
beschlossen und gehen ihn mit. Am Ende wird es im Sinne
der Beschlüsse Koalitionen geben, die Veränderungen setzen.
 Dazu gehöre etwa die Zulassung von Christen anderer
Konfessionen zur Eucharistiefeier aufgrund ihrer Gewissensentscheidung.
Christinnen und Christen können mit guten
Argumenten und nach eigenem Gewissen entscheiden, an der
Eucharistie- oder Abendmahlsfeier der je anderen Konfession
teilzunehmen, so Bätzing. Weil es im Sinngehalt dessen,
was wir glauben und feiern, doch mittlerweile so viel Übereinstimmung
gibt, fügte er hinzu.
Zur Frage, ob Frauen auch Weiheämter in der katholischen
Kirche bekleiden könnten, sagte Bätzing: Mehrere
Päpste haben betont, die Frage der Zulassung von Frauen
zum Priesteramt sei eine geschlossene Frage. Da macht auch
Papst Franziskus keine Ausnahme. Über die Frage der Weihe
von Frauen sollte nach seiner Ansicht aber weiter gesprochen
werden. Denn die Frage ist da, mitten in der Kirche! Im Gottesvolk
werden die Argumente für das 'Nein' zur Frauenordination
vielfach nicht mehr angenommen. Er sei sehr dafür,
die Erkenntnisse und Entschlüsse, die wir auf dem Synodalen
Weg sammeln - auch hinsichtlich der Frau und des Amtes -,
nach Rom zu transportieren, auf die Ebene der Gesamtkirche.

Bätzing sagte weiter, nicht wenige Menschen litten darunter,
dass ihre Beziehung nicht die volle kirchliche Anerkennung
erfährt, etwa weil sie wiederverheiratete Geschiedene
sind oder in einer gleichgeschlechtlichen Partnerschaft
leben. Sie warteten auf Zeichen der Kirche. Bei Fragen der
menschlichen Sexualität und Partnerschaft gebe es seit Jahrzehnten
einen tiefen Graben zwischen den gelebten Realit
äten und der Lehre der Kirche. Die verkündete kirchliche
Botschaft komme bei vielen Menschen nur als Verbotsmoral
an. Ich hoe, wir werden bestimmte Formulierungen, wie sie
im Katechismus den jetzigen Stand der Lehre spiegeln, weiterentwickeln
, so Bätzing. Reform-Initiativen wie Maria 2.0
und Wir sind Kirche sind nach Bätzings Worten Teil der
Kirche. Er fügte hinzu: Das sind unsere Leute!

Die Aufmerksamkeit für die Qualität von Gottesdienst war
nach Bätzings Einschätzung selten so hoch wie in der Corona-
Krise. Ich stelle mich in diesen Wochen oft Gottesdienst-
Mitfeiernden im Streaming, in einer Art undWeise, wie ich sie
aus dem gewöhnlichen Leben nicht kenne. Die Leute melden
direkt zurück, was ihnen zusagt und was nicht. Das kennen
wir sonst gar nicht! Er empnde das als Herausforderung,
sich zu verändern.

Zuletzt geändert am 29­.05.2020