11.7.2007 - Passauer Neue Presse

„Kein Anlass für Triumphgeschrei“

Ökumene-Bischof Müller warnt vor katholischen „Überheblichkeitsgefühlen“ nach der Vatikan-Erklärung.

Rom/Berlin/München. Das neues Dokument der Römischen Glaubenskongregation hat ein breites Echo gefunden. Die Bewegung „Wir sind Kirche“ sprach von einem „überflüssigen Schlag ins Gesicht der Ökumene“. Die protestantische Hannoveraner Landesbischöfin Margot Käßmann nannte es ein „Trauerspiel, das ökumenische Pflänzchen so austrocknen zu lassen“. Der Catholica-Beauftragte der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD), Bischof Friedrich Weber, erklärte, die vatikanische Theologie isoliere sich selbst, indem sie sich und ihre theologischen Grundsätze absolut setze.

Der Leitende Bischof der VELKD, Bayerns Landesbischof Johannes Friedrich, reagierte dagegen gelassen. Das Dokument aus Rom enthalte „überhaupt nichts Neues“, sagte er in München. Den zweiten Ökumenischen Kirchentag 2010 in München sieht er nicht beeinträchtigt.

Vor Missverständnissen zur Vatikan-Erklärung hat der Regensburger Bischof Gerhard Ludwig Müller gewarnt. Die Feststellung, dass die Kirche Christi nur in der katholischen Kirche voll verwirklicht sei, biete „keinen Anlass für Triumphgeschrei oder Überheblichkeitsgefühle“, sagte Müller, der die Ökumene-Kommission der Deutschen Bischofskonferenz leitet. „Das ist noch lange keine Garantie, dass wir als einzelne Gläubige oder als Gemeinschaft diese Vorgabe auch voll erfüllen.“ Zugleich wandte sich der Ökumene-Bischof gegen evangelische Kritik an dem Papier. Über das unterschiedliche Kirchenverständnis müsse geredet werden. Ziel könne nicht eine Vereinnahmung der einen durch die anderen sein. Die katholische Theologie könne sich die Formulierung einer „versöhnten Verschiedenheit“ zu eigen machen, aber nicht in der evangelischen Auslegung eines Bundes von Kirchen unterschiedlicher Bekenntnisse, erklärte Müller.

Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Karl Kardinal Lehmann, rief zur Fortsetzung des ökumenischen Dialogs auf. Lehmann räumte ein, dass die Stellungnahme der Glaubenskongregation „hart erscheine“. Sie lasse aber „grundlegend Raum, die anderen Kirchen nicht nur moralisch, sondern theologisch als Kirchen zu achten“. kna

Zuletzt geändert am 11­.07.2007