Januar 2022 - Achern

Christian Weisner virtuell in Achern

Achern (red). Der Mitbegründer der Reformbewegung „Wir sind Kirche“ Christian Weisner aus München, den das Vorbereitungsteam des Kreuzundmehr- Gottesdienstes auf Anregung von Klaus Huber eingeladen hatte, konnte die Reise nach Achern nicht antreten und war mit Hilfe der modernen Technik trotzdem sehr präsent in der Oberacherner Kirche. Stadtpfarrer Joachim Giesler stellte die aktive Tätigkeit von Weisner vor, der sich seit 25 Jahren sehr für Reformen in der Kirche einsetzt. Die per Videowand übertragene Ansprache wurde geriet für die Gottesdienstbesucher auch zu einem optischen Erlebnis. Weisner erinnerte an das Kirchenvolksbegehren, das im Jahr 1995 von 1,8 Millionen deutschen Katholiken für eine Erneuerung der Kirche unterschrieben wurde. Zum Leitwort des Gottesdienstes „Gemeinsam auf dem Weg des Glaubens" passte nach Weisner die Tageslesung aus dem ersten Brief des Apostels Paulus an die Gemeinde in Korinth „Es gibt verschiedene Gnadengaben, aber nur den einen Geist; verschiedene Dienste, aber nur den einen Herrn; verschiedene Kräfte, aber nur den einen Gott“; was die große Sehnsucht nach Einheit in Gott ausdrücke. Solidarität statt „ich zuerst" sei ein lebenswichtiges Ziel, gerade in der Pandemie. In der katholischen Kirche bestehe ein festgefügtes hierarchisches System, wozu das Bild von den Schafen und von Hirten oder Oberhirten gehöre. „Gemeinsam auf dem Weg des Glaubens", das finde nun auch auf dem Synodalen Weg in Deutschland statt. Dessen Themen entsprächen ziemlich genau den Punkten, die schon 1995 im Kirchenvolksbegehren in Österreich formuliert wurden: Macht und Gewaltenteilung, Frauen in Diensten und Ämtern, Pflichtzölibat und die Rolle der Sexualität in der Kirche. Angesichts tiefer Erschütterungen falle es vielen schwer, ,,gemeinsam auf dem Weg des Glaubens" zu bleiben. Bei vielen sei der Glaube an einen guten Gott erschüttert, sie seien aus der Kirche ausgetreten oder trügen sich mit diesem Gedanken. Die vielen Verbrechen, die an Kindern und Jugendlichen, Frauen, Ordensfrauen und Seminaristen verübt und vertuscht wurden, trügen dazu bei. Die Hoffnung, dass die Kirchenleitung es schaffe, die so offensichtlichen innerkirchlichen Mıssstände zu beheben, schwinde leider immer mehr. Gerade jetzt sei so wichtig „gemeinsam auf dem Weg des Glaubens" zu bleiben. Jeder, der jetzt gehe, schwäche die Seite der Reformwilligen, und den Druck auf die Kirchenleitung, so Christian Weisner. Er schloss mit dem Appell: „Gehen wir mit diesem Bewusstsein „gemeinsam auf dem Weg des Glaubens "! Der Vortragsabend, der am Montag im Acherner Gemeindehaus sein sollte, wurde in eine Videokonferenz verwandelt und konnte durch das Zuschalten von überregionalen Gästen das Thema der Reformbewegung intensiv diskutieren. Es gab einige Hoffnungsschimmer aus Berichten über den synodalen Weg und das wichtige Engagement von „Wir sind Kirche“ wurde deutlich.

 

Zuletzt geändert am 27­.01.2022