31.8.2007 - Mittelbayerische Zeitung

Kindesmissbrauch im Landkreis Regensburg: Pfarrer festgenommen

Im Landkreis Regensburg ist ein bereits wegen Kindesmissbrauchs vorbestrafter katholischer Pfarrer nach neuen Missbrauchsvorwürfen verhaftet worden. Die Staatsanwaltschaft wirft dem Mann aus Riekofen vor, sich mehrere Jahre lang an einem Ministranten sexuell vergangen zu haben. Gegen den 39-Jährigen sei wegen Fluchtgefahr Haftbefehl erlassen worden, teilte die Nürnberger Justizpressestelle am Freitag mit.

Erst im Juli war bekannt geworden, dass das Bistum Regensburg den Mann trotz seiner einschlägigen Vorstrafe wieder in der Seelsorge einsetzt. Bereits vor acht Jahren hatte er als Kaplan im niederbayerischen Viechtach (Landkreis Regen) mindestens einen Buben missbraucht. Im Jahr 2000 wurde der Mann deshalb per Strafbefehl zu einem Jahr Freiheitsstrafe auf Bewährung verurteilt.

Die Ermittler werfen dem Mann nun vor, sich zwischen 2003 und 2006 immer wieder an seinem neuen Dienstsitz in Riekofen an einem Jungen vergangen zu haben. Seit drei Jahren ist der Priester dort offiziell Ortspfarrer, vorher wurde er bereits als Vertreter in Riekofen eingesetzt. Für die neuen Fälle habe es Hinweise aus der Bevölkerung gegeben, sagte Justizsprecher Andreas Quentin. „Durch intensive Nachforschungen konnte der bestehende Anfangsverdacht konkretisiert und erhärtet werden.“

Nachdem der 39-Jährige Riekofen verlassen hatte, schlossen die Ermittler nicht aus, dass sich der Priester absetzen wollte. Die Staatsanwaltschaft beantragte deshalb einen Haftbefehl. Am Donnerstag wurde der Geistliche schließlich festgenommen. Nähere Angaben zu dem Fall wollte Quentin nicht machen. Der Erfolg der Ermittlungen sei sonst gefährdet, sagte er.

Vor wenigen Wochen war das Bistum Regensburg in die Kritik geraten, weil die Diözese den Priester erneut in einer Gemeinde einsetzt. Auch die Bürger des nur etwa 800 Einwohner großen Riekofen wussten bis dahin nichts von der Vorstrafe ihres Pfarrers. In der Folge setzten sich einige Katholiken in der Gemeinde mit einer Unterschriftenliste für den Mann ein.

Das Bistum Regensburg hatte damals erklärt, dass der Sexualstraftäter nach einer Psychotherapie geheilt sei. Dies habe auch ein psychiatrisches Gutachten ergeben. „Erst nachdem gesichert war, dass weder von therapeutischer noch juristischer Seite Bedenken oder Auflagen bestanden, erfolgte der Einsatz in der Pfarrseelsorge“, hieß vor einem Monat in einer Stellungnahme der Kirchenverwaltung.

Die Kirchenvolksbewegung „Wir sind Kirche“ kritisierte nach den neuen Verdachtsfällen nochmals das Bistum Regensburg. Wenn ein Pfarrer einmal wegen Missbrauchs aufgefallen sei, dürfe er nicht mehr in einer Gemeinde eingesetzt werden, sagte Sigrid Grabmeier vom „Wir sind Kirche“-Bundesteam.

Zuletzt geändert am 01­.09.2007