April 2023 – Kirche In (Kolumne „Unzensiert“)

Synodalität konkret

Bei der fünften und letzten Vollversammlung des Synodalen Weges Anfang März 2023 in Frankfurt waren diejenigen, die für Reformen demonstrierten – katholische Jugend- und Frauenverbände, Maria 2.0 und natürlich auch Wir sind Kirche – eindeutig in der Mehrzahl. Aber die Gruppen, die sich jeder Reform verweigern, wurden in ihren Aktionen immer aggressiver. Auch innerhalb der dreitägigen Synodalversammlung war die Spannung bis zum Zerreißen gespannt. Hatte doch die kleine Minderheit von fünf Bischöfen (ein Kölner und vier Bayern) immer wieder und auch durch Briefe an Rom deutlich gemacht, dass sie keine Reformen wollen.

Doch trotz dieser Störfeuer aus Deutschland, die dafür sorgten, dass der Vatikan und auch Papst Franziskus mehrfach ihre Skepsis äußerten, hat der Synodale Weg seine Feuertaufe bestanden. Er hat Synodalität konkret praktiziert und ist zum Katalysator für den von Papst Franziskus einberufenen weltweiten synodalen Prozess geworden.

Die von manchen kritisierte kirchenrechtliche Unverbindlichkeit des Synodalen Weges in Deutschland hat sich letztlich als Chance erwiesen, mit wissenschaftlicher und pastoraler Kompetenz die dringend notwendigen Reformbedarfe und Lösungswege aufzuzeigen, die bereits seit Jahrzehnten auf der kirchlichen Agenda stehen: Machtfrage, Priesterfrage, Frauenfrage und Sexualmoral. 

Allerdings verhinderten die Spaltungen innerhalb der Deutschen Bischofskonferenz bei fast allen Themen einmütige und zukunftsfähige Beschlüsse und führten zu teils sehr verwässerten Kompromissen. Die Verweigerungshaltung mancher Bischöfe bei den Debatten und Abstimmungen war unverantwortlich. Die Berufung auf den geleisteten Treueid und die bestehende hierarchische Verfassung der römisch-katholischen Weltkirche sind Hemmnisse jeder Synodalität.

Jetzt kommt es auf den Vatikan an, ob er die unsägliche Dialogverweigerung gegenüber dem Präsidium des Synodalen Weges fortsetzt oder endlich zur Kooperation bereit ist. Spirituelle und strukturelle Erneuerung dürfen nicht gegeneinander ausgespielt werden. Angesichts der pastoralen Notlagen braucht es dringend sichtbare Schritte der Erneuerung für die Kirchenbasis. Grundlegende Reformen können nicht gegen den Vatikan durchgesetzt werden. Aber der Vatikan darf auch nicht länger gegen die Ortskirchen regieren, wenn Synodalität nicht zur Farce werden soll.

Wenn der jetzt laufende weltweite synodale Prozess wirklich zu einer grundlegenden Erneuerung der Kirche beitragen soll, so sind nicht nur die Bischöfe, sondern alle Getauften in die Entscheidungsprozesse verantwortlich einzubinden.

Christian Weisner 
Wir sind Kirche Deutschland

 

Zuletzt geändert am 21­.03.2023