an die Neue Kirchenzeitung

Leserbrief zum Artikel „Reformer ohne Basis?“ von Ulrich Waschki

Die Initiative „Wir sind Kirche“ ist nicht so unbedeutend, wie Ihr Artikel weismachen will. Sie erwähnen selbst das „Kirchenvolksbegehren“, das allein in Deutschland von 1,5 Millionen Katholiken unterschrieben wurde. Die Petition „Für die uneingeschränkte Anerkennung der Beschlüsse des II. Vatikanischen Konzils“ (Petition Vaticanum 2) wurde von 54.000 Menschen unterschrieben, darunter überproportional viele Priester, TheologieprofessorInnen, haupt- und ehrenamtliche in der Pastoral und in kirchlichen Gremien tätige, ReligionslehrerInnen, Ordensleute sowie Mitglieder katholischer Verbände. Internationale Studien zeigen, dass die Mehrheit der Katholiken die Ziele der Initiative unterstützt (siehe: uniwb.info/greeley-studie). Das alles sieht nicht so aus, als handele es sich um „Reformer ohne Basis“.

Das Oberste Gericht des Vatikans entschied, dass Bischöfe das Recht haben, aktive Mitarbeiter der Vereinigung „Wir sind Kirche“ aus kirchlichen Gremien auszuschließen (und bestätigte damit das Vorgehen von Bischof Gerhard Ludwig Müller aus dem Bistum Regensburg). In dem Dekret heißt es, dass derjenige, der sich den öffentlichen Protesten der Organisation gegen Papst, Bischöfe und Lehramt anschließe, sich unfähig für die Mitgliedschaft in kirchlichen Räten mache. Sehr merkwürdig. Das Zweite Vatikanische Konzil lehrt nämlich, die Laien sollen „ihre Bedürfnisse und Wünsche mit der Freiheit und dem Vertrauen, wie es den Kindern Gottes und den Brüdern in Christus ansteht, eröffnen. Entsprechend dem Wissen, der Zuständigkeit und hervorragenden Stellung, die sie einnehmen, haben sie die Möglichkeit, bisweilen auch die Pflicht, ihre Meinung in dem, was das Wohl der Kirche angeht, zu erklären.“ (Lumen Gentium, Nr. 37)

Klaus Kegebein, Lübeck

Zuletzt geändert am 09­.07.2010