25.10.2011 - Donaukurier

Die katholische Kirche und ihre männliche Hierarchie

Zum Bericht „Keine Frauen als Diakone“ (Ausgabe vom 17. Oktober):

Dem Artikel ist zu entnehmen, dass der Münchener Erzbischof Reinhard Marx für das Verhältnis von Laien und Priestern einen nicht hierarchischen Umgang wünscht.

Zur gleichen Zeit stellt Marx jedoch trotz überzeugendster Argumente des Diözesanrates im Erzbistum München und Freising klar, dass Frauen nicht zum Diakonat zugelassen werden sollen.

Der Diözesanrat erklärt unter anderem, dass die Kirche an der Seite der Armen stehen soll. Frauen leisteten überwiegend diakonische Arbeit und seien als Diakoninnen unverzichtbar. Die Ausgestaltung der Ämtertheologie habe sich historisch entwickelt und sei auf die Herausforderungen der jeweiligen Zeit weiterentwickelt worden.

Knallhart in der Verteidigung männlicher Positionen in der Kirche, zum Schaden der Glaubensgemeinschaft, widerspricht der Erzbischof seiner eigenen Aussage „Wir alle sind gemeinsam Volk Gottes. Das muss in der Art und Weise, wie wir miteinander umgehen, deutlich werden“. Hier zeigt sich wieder einmal, wie bei einem führenden Vertreter der ausschließlich männlichen Kirchenhierarchie den schönen Worten keine entsprechenden Taten folgen.

Eine zukunftsfähige Seelsorge orientiert sich nicht in erster Linie an den Erwartungen aus Rom, sondern an denen des Kirchenvolks und seinen Bedürfnissen. Nicht nur wegen des Mangels an männlichem Priesternachwuchs, sondern vor allem wegen der Gleichberechtigung und der besonderen seelsorgerischen Befähigung von Frauen ist deren Berufung zu allen geistlichen und hierarchischen Ämtern längst überfällig. Die Kirche wäre heute viel glaubwürdiger, würde ihre Leitung diesem Umstand endlich Rechnung tragen.

Walter Hürter

Ingolstadt

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Zuletzt geändert am 09­.11.2011