15.6.2014 - Donau-Kurier

Von Frauen getragen, von Männer geleitet

Zum Bericht „Kirche kein Männerverein” (EK vom 14. Juni 2014):

Bischof Hanke bemüht sich anerkennenswerter Weise mit seinen Bischofskollegen um mehr Gleichberechtigung zwischen Frauen und Männern. Das ist dringend nötig, darf aber nicht dabei stehenbleiben, sondern muss sich auf alle Berufe in der Kirche beziehen. Damit meinen wir, dass Frauen nicht mehr als Diakoninnen, Priesterinnen oder Bischöfinnen von Männern ausgeschlossen bleiben. Angeblich wolle Jesus Christus keine Frauen, sondern nur Männer als Apostel oder deren Nachfolger. Die Kirche habe keine Vollmacht, Diakoninnen, Priesterinnen oder Bischöfinnen zu weihen, heißt es. Diese Auffassung wird vom Kirchenvolk und von den Theologen mehrheitlich nicht geteilt. In seinem vor wenigen Jahren erschienenen Buch „Glaubensnöte“ zitiert der Eichstätter Fundamentaltheologe Professor Christoph Böttigheimer die Sätze: „Darum müsste ‚streng dogmatisch genommen […"> auch in der katholischen Kirche Frauenordination möglich sein. Der Verzicht auf die Frauen im Amt der Kirche bringt die Kirche um einen Reichtum in der konkreten Wahrnehmung der Ämter, dessen Notwendigkeit theologisch nicht legitimiert werden kann.“ Vor einem Jahr demonstrierte „Wir sind Kirche“ bei der Willibaldswoche am „Tag der Frauen“ mit dem Banner „Schluss mit Ausschluss der Frauen von Weiheämtern!“ Wer, wie die Kirchenleitung von Geschlechtergerechtigkeit und beruflicher Gleichstellung redet, muss auch konsequent sein und sich endlich für die Zulassung von Frauen zu Weiheämtern aussprechen und einsetzen, so wie unter anderem Markus Büchel, Bischof von St. Gallen, sich 2011 für die Zulassung von Frauen zur Ordination ausgesprochen hat.

Die Mehrzahl der Gläubigen ist nicht mehr bereit, die Diskriminierung der Frauen und den beängstigenden quantitativen und qualitativen Mangel an Priestern hinzunehmen. Sie verlangt von der Kirchenleitung, endlich die Zeichen der Zeit zu erkennen und entsprechend zu handeln. Dabei weist sie darauf hin, dass Positionen, wie beispielsweise die des Finanz- oder Caritasdirektors in der Bistumsleitung auch jetzt schon sehr gut von Frauen ausgeübt werden können. Bis heute sind alle kirchlichen Schlüsselpositionen mit Klerikern besetzt.

Ob sich daran wirklich etwas durch eine Ordinariatsrätin, eine Arbeitsgruppe für Geschlechtergerechtigkeit oder eine Gleichstellungsordnung ändert? Die Kirche wird vor allem von Frauen getragen und bisher exklusiv von Männern geleitet mit den bekannten Erscheinungen der Dialog- und Reformverweigerung innerhalb der Kirche.

Walter Hürter,
„Wir sind Kirche“
Diözesangruppe Eichstätt,
Ingolstadt

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Zuletzt geändert am 16­.06.2014