7.2.2018 - Allgemeine Zeitung Mainz

Leserbrief zu Artikel: „Fürstliche Feier in Finthen“

Leserbrief zum Artikel: „Fürstliche Feier in Finthen“ in der Allgemeinen Zeitung Mainz
http://www.allgemeine-zeitung.de/lokales/mainz/nachrichten-mainz/fuerstliche-feier-in-mainz-finthen-fuer-kardinal-gerhard-ludwig-mueller_18500788.htm

Ihren Bericht über den Festgottesdienst sowie die anschließende Feier zu Ehren von Kardinal Müller fand ich sehr befremdlich: Er entsprach in Form (Überschrift! Foto!) und Inhalt (Jubel über den Auftritt von „Gloria“!) eher den Regeln der Regenbogenpresse als denen einer seriösen Berichterstattung.

Ich kann nur hoffen, dass Bischof Kohlgraf der devote Handkuss, den ihm die Fürstin verabreichte, wenigstens peinlich war. Noch besser hätte ich es gefunden, er hätte diese Geste freundlich, aber bestimmt zurückgewiesen. „Der Größte von euch soll euer Diener sein“ heißt es im Matthäusevangelium. Will die katholische Kirche nicht noch mehr an Glaubwürdigkeit und Ansehen verlieren als leider ohnehin schon, dann gehören alle Relikte feudal-höfischen Gebarens schleunigst und unwiderruflich in die Mottenkiste!

Noch ein Gedanke zur Predigt: Natürlich gehört es sich, bei einer Jubiläumsfeier den/die Geehrte(n) zu loben und mögliche kritische Aspekte eher außen vor zu lassen. Aber musste es gleich der Apostel Paulus sein, verehrter Bischof Kohlgraf? Immerhin steht der für eine kühne, zukunftsweisende Abkehr von der damaligen Tradition (Relativierung der Toragebote), ohne die sich das Christentum gar nicht hätte entwickeln können. Und wenn es etwas gibt, wofür Kardinal Müller nun gerade nicht steht, dann ist es genau dies: der Mut zur kühnen, zukunftsweisenden Relativierung der Tradition.

Renate Luig, Mainz

Zuletzt geändert am 07­.02.2018