11.7.2006 - http://religion.orf.at

Eugen Biser fordert anderen Umgang mit Kirchenkritikern

Einen anderen Umgang der Kirche mit Kritikern in den eigenen Reihen hat der Münchner Theologe Eugen Biser gefordert. In scharfer Form wendet sich der renommierte Wissenschaftler und Träger des Romano-Guardini-Preises gegen eine "Art Sippenhaftung", die von der Kirchenführung gegen Unterzeichner der so genannten "Kölner Erklärung" aus dem Jahr 1989 praktiziert werde. Es sei "unerträglich", Theologen "wegen einer einzigen Äußerung lebenslang zu bestrafen", so Biser in einem Interview-Buch, das in München erschienen ist.

Die Kölner Erklärung wurde von 163 Theologen unterzeichnet. Darin warnten sie vor einer lehrmäßigen Erstarrung und einer zu starken Reglementierung durch das kirchliche Lehramt. Die "Kölner Erklärung" war nach den Worten Bisers ein "Notschrei" und "begreiflicher Protest" der Theologen gegen die "rigiden Praktiken der Kirchenführung". Sie liege aber nun schon viele Jahre zurück. Biser wörtlich: "Wenn ich nun höre, dass Theologen deswegen heute noch Positionen und Ehrungen verweigert werden, so ist das in meinen Augen eine Verfahrensweise, die nicht ins Bild einer christlichen und schon gar nicht einer modernen Kirche hineinpasst". Diese Kritiker hätten "ja nicht nur irgendwann ein gewagtes Wort gesprochen, sondern sie haben in der Zwischenzeit harte theologische Arbeit geleistet und hunderte von Studenten auf den Weg des Glaubens zu bringen gesucht".

Biser gehörte damals nicht zu den Unterzeichnern der "Kölner Erklärung". In einer neu erschienen Biografie in Interview-Form gibt der Münchner Theologe Auskunft über sein Leben und erklärt die Hauptanliegen seiner Forschungsarbeit. Biser tut dies in einem Gespräch mit Andreas Schaller, der Redakteur der "Münchner Kirchenzeitung" ist. In dem Buch mit dem Titel "Gott brach sein Schweigen" geht es unter anderem um die menschliche Selbstverwirklichung, um Angst und Einsamkeit, das Ringen mit Gott, das Böse und um "letzte Fragen". (Quelle: Kathpress)

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Zuletzt geändert am 06­.01.2009