17.5.2010

Pfingsterklärung von Priestern und Laien aus dem Bistum Augsburg

Lebendige Gemeinden und Gemeinschaften im Bistum Augsburg zeigen uns: die Kirche ist jung und schön, begeisternd, wetterfest und hoffnungsstark, plural und doch eins im Geist. Dabei vergessen wir auch nicht, dass wir eine Kirche von Heiligen und Sündern, von Licht und dunklen Abgründen sind. Die Untaten sexueller und anderer Gewalt durch Schwestern und Mitbrüder unserer katholischen Kirche erfahren wir schmerzlich und erschütternd als pastorale Katastrophe. Durch sie wird auch unsere Glaubwürdigkeit erschüttert. Unsere Solidarität gehört zuerst denen, die in der Vergangenheit Opfer eines wie auch immer gearteten Machtmissbrauchs in unserer Kirche geworden sind. Wir sehen es als Gebot der Stunde, unsere Verantwortung als Volk Gottes wahrzunehmen.

Rückblickend fragen wir, wie es dazu kommen konnte, dass Dr. Walter Mixa trotz der Warnungen vieler Verantwortungsträger Bischof von Augsburg und zuvor schon Bischof von Eichstätt geworden ist. Wir fragen auch, welche systemimmanenten Faktoren dazu beigetragen haben, dass er sein Amt in einer Weise wahrnehmen konnte, die nun viele Wunden und eine tiefe Spaltung im Bistum hinterlässt. Wir erwarten von der Bistumsleitung, dass diese Faktoren ehrlich und unter Hinzuziehung externer, unabhängiger und kompetenter Berater analysiert werden. Wir begrüßen die Aussage unseres Diözesanadministrators Josef Grünwald, dass es gilt, „die Ursachen der Krise zu ergründen und zu benennen” und dass es Raum zu „Selbstkritik, Ehrlichkeit und Selbsterkenntnis” braucht. Mit dieser Pfingsterklärung beteiligen wir uns an dem „Dialog der Bistumsleitung mit den Priestern, … den kirchlichen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen … ehrlich, offen und ohne falsche Rücksichtnahme.” Wir erwarten diesbezüglich deutliche Zeichen der Bistumsleitung. Personalentscheidungen aus der Amtszeit von Bischof Dr. Mixa müssen hinterfragt und gegebenenfalls korrigiert werden.

Die Vergangenheit hat (nicht nur in Augsburg) gezeigt, dass es der Kirche schadet, wenn die Stimme der Ortskirche übergangen wird. Deshalb halten wir eine breite Beteiligung des Volkes Gottes auf dem Weg zur Ernennung eines neuen Bischofs für notwendig. Es muss selbstverständlich sein, dass in der Kirche eine offene und freimütige Art des Dialogs gepflegt wird. Wir erwarten, dass die Gremien der Laien stärkere Entscheidungskompetenzen erhalten. Gerade in der aktuellen Krise erleben wir die Bereitschaft vieler Christinnen und Christen, sich in einer sich erneuernden Kirche zu engagieren. Pfingsten ermutigt uns, dies zu erhoffen: Es wird uns gelingen, unsere Denk- und Handlungsmuster aus dem Geist Jesu zu erneuern gemäß der Aussage von Erzbischof Dr. Ludwig Schick aus Bamberg: "Wir haben zu viel Institution Kirche und zu wenig Jesus Christus."

Wir sind bereit, der Einladung unseres Diözesanadministrators Josef Grünwald folgend, einen „Weg der inneren Heilung und des Neuanfangs” mitzugehen.

Landsberg, 17. Mai 2010

Pfarrer Werner Appelt, Dekan Reinhold Lappat, Pfarrer Günther Bäurle, Klinikpfarrer Dr. Michael Mayr, Pfarrer i. R. Max Stetter, Pfarrer i. R. Richard Steiner, Gemeindereferentin Sylvia Hindelang PS: Diese Pfingsterklärung entstand aus einem Treffen von Priestern und Laien im Bistum Augsburg.

http://www.pfingsterklaerung.de/erklaerung.php

Zuletzt geändert am 15­.11.2010