10.5.2011 - Kölner Stadt-Anzeiger

Nach Meisner-Bann: Schüler planen Protest

Von Horst Komuth

Nachdem ihrem Lehrer David Berger wegen seiner Homosexualität die Lehrerlaubnis im Fach katholische Religion entzogen wurde, planen seine Schüler eine Solidaritätsbekundung: Sie wollen vor dem Dom gegen die Entscheidung Kardinal Meisners demonstrieren.

Am Ville-Gmynasium unterrichtet der Lehrer weiterhin Deutsch. (Bild: privat) Erftstadt-Liblar - Laut Berger wollten die Schüler nicht bloß gegen die Entscheidung der Kirchenführung in Köln, sondern auch generell gegen die Ablehnung von Homosexuellen protestieren. "Bei vielen Schülern herrscht großes Entsetzen und Enttäuschung", sagt der 43-Jährige, der seit elf Jahren am Gymnasium unterrichtet. Auch mit der Schulleitung und Kollegen habe es Gespräche gegeben. "Ich freue mich sehr über die Solidarität", betont Berger. Tatsächlich habe die Kirche ihm gegenüber nicht konkret begründet, warum er nicht mehr unterrichten dürfe.

"Das ist ungefähr so, als ob ich einem Schüler für seine Arbeit die Note 'sechs' gebe, aber an den Text keine Bemerkung schreibe und nichts anstreiche." Da er, Berger, verbeamtet sei, werde er weiterhin unterrichten und auch keine finanziellen Einbußen haben. Er hoffe, dass die Diskussion etwas von ihm wegführe und sich mit dem Problem der Kirche selbst befasse.

Laut Schulleiter Hermann Hammes-Therré wird Berger weiterhin das Fach Deutsch für die Sekundarstufe I unterrichten. Die sieben klassenübergreifenden Lerngruppen für katholische Religionslehre würden vertretungsweise von anderen Lehrern unterrichtet. Im Gegenzug erhalte Berger 14 weitere Unterrichtsstunden in Deutsch. "Seine grundsätzliche Unterrichtsfähigkeit ist durch die Entscheidung der Kirche ja nicht tangiert", erklärt der Schulleiter. Er wolle nun prüfen, ob die Stelle kurzfristig neu ausgeschrieben werden könne. Was den Fall selbst betreffe, habe die Schule damit gerechnet, dass der Streit zwischen Berger und der Kirchenführung so enden werde. Dafür habe er, Hammes-Therré, allerdings kein Verständnis.

Derweil hat der Vorgang in der Öffentlichkeit für eine lebhafte Diskusssion gesorgt. So meldeten sich im Internet auf ksta.de auch auf der für Erftstadt eingerichteten Seite eine Reihe von Bürgern, die ihre Meinung zum Artikel "Die katholische Kirche kann hier nur verlieren" kundtaten. Es gibt auch Beiträge, in denen Verständnis für die Entscheidung zum Entzug der Lehrerlaubnis gezeigt wird und die Kritik der Erftstädter Pfarrer Winfried Jansen und Willi Hoffsümmer zurückgewiesen wird. "Die eigene Kirche auf diese Art zu kritisieren ist voll im Trend, und diese beiden Herren (ich scheue mich, sie katholische Geistliche zu nennen) tun das in vollem Bewusstsein, um billigen Applaus einzuheimsen. Ein unwürdiges Schauspiel", heißt es in dem Beitrag.

http://www.ksta.de/html/artikel/1304632875397.shtml

Zuletzt geändert am 10­.05.2011