11/12 2011 - "kontinente"

Das Er­wa­chen der Lai­en (in Indien)

Zum ers­ten Mal in der Ge­schich­te des in­di­schen Ka­tho­li­zis­mus ver­sam­meln sich die Lai­en zu ei­ner Syno­de. Sie sind die Be­vor­mun­dung und den man­geln­den Re­spekt durch den Kle­rus satt und drän­gen auf ei­ne stär­ke­re Be­tei­li­gung von Frau­en und Män­nern an den Ent­schei­dun­gen und Ak­ti­vi­tä­ten ih­rer Kir­che.

In Rom wird die in­di­sche Kir­che als frucht­ba­re Brut­stät­te hoch ge­schätzt: we­gen der Heer­scha­ren von Neu­pries­tern und Nach­wuchs­non­nen, die sie pro­du­ziert. Über­haupt ha­ben die rund 18 Mil­lio­nen in­di­schen Ka­tho­li­ken den Ruf, ein be­son­ders bra­ver, folg­sa­mer Teil der ka­tho­li­schen Welt­kir­che zu sein. Das scheint sich ge­ra­de zu än­dern. „Das Em­po­wer­ment, die Stär­kung der Lai­en in In­di­en, war bis­lang nur Kos­me­ti­k“, sagt Re­my De­nis, Prä­si­dent der „Ge­samt­in­di­schen Ka­tho­li­schen Uni­on“ (AI­CU), ei­ner von der in­di­schen Bi­schofs­kon­fe­renz an­er­kann­ten Lai­en­ve­r­ei­ni­gung, die die Syno­de vor­be­rei­tet. Die Rol­le der Lai­en be­schrän­ke sich der­zeit auf den Auf­trag, die Hei­li­ge Kom­mu­ni­on aus­zu­tei­len, wenn da­für ge­ra­de kein Prie ster zur Ver­fü­gung ste­he. Ei­ne ak­ti­ve Teil­nah­me der ka­tho­li­schen Män­ner und Frau­en et­wa in „Fi­nanz­ma­na­ge­ment und Ver­wal­tungs­auf­ga­ben“, wie sie der Rechts­ka­non der Kir­che vor­se­he, sei­en bis­lang igno­riert wor­den, kri­ti­siert De­nis. „Mit der Syno­de wol­len wir das Be­st­re­ben der Lai­en in Gän­ze sicht­bar ma­chen, da­mit wir un­se­re Rol­le als ver­ant­wort­li­cher Teil im Le­ben und Wach­sen der Kir­che wahr­neh­men kön­nen.“ Die Lai­en wer­fen dem Kle­rus der je­wei­li­gen Orts­kir­che man­geln­den Re­spekt ge­gen­über den ka­tho­li­schen Gläu­bi­gen und de­ren Be­vor­mun­dung vor. Die Vi­si­on des Zwei­ten Va­ti­ka­ni­schen Kon­zils als ,Volk Got­tes‘ sei „durch die Be­to­nung der hier­ar­chi­schen Struk­tur der Kir­che ge­wis­ser­ma­ßen ne­giert wor­den und ha­be es ver­ur­sacht, dass die Mehr­heit des Vol­kes Got­tes pas­siv und an der Mis­si­on der Kir­che nicht be­tei­ligt ist“, sch­reibt die in­di­sche Theo­lo­gin Vir­gi­nia Sald­anha im Vor­feld der Syno­de. Und in ei­nem Fra­ge­bo­gen an die Ka­tho­li­ken des Lan­des, den die AI­CU auf dem ge­sam­ten Sub­kon­ti­nent ver­b­rei­te­te, heißt es: „In Zei­ten sich ja­gen­der Schlag­zei­len reicht es nicht aus, sich auf Re­geln und Leit­li­ni­en aus­zu­ru­hen, die vor 50 Jah­ren ge­macht wur­den. Die Kir­che braucht ein neu­es Pfings­ten, ein fri­sches Aus­gie­ßen des Hei­li­gen Geis­tes, ein Heu­tig­wer­den, wie Jo­han­nes Paul XXIII. sag­te.“ Mit dem Fra­ge­bo­gen will das Vor­be­rei­tungs­team den Kennt­nis­stand der in­di­schen Lai­en be­züg­lich ek­k­le­sio­lo­gi­scher und kir­chen­struk­tu­rel­ler Fra­gen er­he­ben, aber auch ih­re Hal tung zu mo­ra­li­schen Fra­gen wie Fa­mi­li­en­pla­nung und Ab­t­rei­bung oder zu so­zio­lo­gi­schen The­men wie Ak­zeptanz von Chris­ten aus der Kas­te der so­ge­nann­ten „Un­be­rühr­ba­ren“ ab­fra­gen. Die Syno­de fin­det vom 10. bis 12. Fe­bruar 2012 in Kal­kut­ta statt. (vb)

http://www.kontinente.org/de/nachrichten_konti0511.html

Zuletzt geändert am 10­.12.2011