30.1.2013 - Süddeutsche Zeitung

Das Treffen mit dem Kardinal

Pfarrer Christoph Nobs über die Reformziele des Münchner Kreises

Der Ottobrunner Pfarrer Christoph Nobs und zwei weitere Vertreter der reformorientierten Initiative Münchner Kreis haben sich am vergangenen Montag zum ersten Mal direkt mit Kardinal Reinhard Marx zur Aussprache getroffen. Sie waren zur Sitzung des Priesterrats der Erzdiözese eingeladen. Die SZ sprach mit Pfarrer Nobs über die Zusammenkunft.

SZ: Wie war die Stimmung?

Nobs: Die Stimmung war anfangs reserviert, aber mit der Zeit sind alle aufgetaut. Es war eine interessante Erfahrung, so eine Runde mitzuerleben. Die Eindrücke werden nachhaltig bleiben.

Inwiefern?

Die kirchliche Situation ist im Allgemeinen durch große Verunsicherung geprägt, und das war deutlich spürbar.

Wo haben Sie sich denn getroffen?

Im Priesterseminar in der Georgenstraße.

Wo und wie wurden Sie empfangen?

Die Sitzung war im großen Saal mit Tischordnung eines Rechtecks. Wir waren insgesamt ungefähr 30 Leute. Der Kardinal hat uns per Handschlag begrüßt, ganz klassisch.

Wie wurden Sie bewirtet?

Wie bei den üblichen Versammlungen. Es standen Getränke auf dem Tisch. Wir haben uns ja nachmittags getroffen, da gab es nichts Besonderes.

Konnten Sie alle Anliegen vorbringen, die Sie sich vorgenommen hatten?

Es gab eine zeitliche Begrenzung auf eine halbe Stunde, wir waren ja nicht der einzige Tagesordnungspunkt. Das Gespräch hat sich dann auf eine Dreiviertelstunde ausgeweitet.

Worüber haben Sie gesprochen?

Ein Thema war, wie wir mit öffentlichen Äußerungen umgehen, auch unter dem Stichwort Kommunikationskultur. Wir haben das Treffen auch genutzt, um die Anliegen des Münchner Kreises kurz vorzustellen. Dann wollten wir Antworten auf unsere Frage, wie der Priesterrat mit den 61 Empfehlungen des Zukunftsforums weitermachen will und was er von der Diözesanleitung diesbezüglich erwartet.

Und wie geht es nun weiter?

Auf die Frage bekamen wir die bereits bekannten stereotypen Antworten. Bei der Vorstellung, was der Münchner Kreis ist und will, haben wir klargemacht, dass wir ein unabhängiger Zusammenschluss sind, der sich als berufsspezifische Gruppe von Priestern und Diakonen zusammensetzt, und dass wir uns nicht als Ausführungsorgan der Kirchenleitung verstehen. Wir verschließen uns nicht dem Dialog mit der Diözesanleitung, aber zunächst geht es uns mal um die Selbstreflexion unserer Berufsgruppe. Damit verbunden ist das Wohl der Pfarreien, in denen wir Seelsorge betreiben wollen und es wegen der Strukturreform nur noch beschränkt können. Dieses Problem haben wir dem Bischof und dem Priesterrat sehr deutlich dargelegt. Wenngleich wir uns kritisch äußern, haben wir die Einheit der Kirche im Blick. Wir wollen keine Spaltung.

Was steht beim Münchner Kreis selbst als nächstes an?

Wir werden uns am 7. Februar von 19.30 bis 21.30 Uhr in der Kaulbachstraße an der Philosophischen Hochschule mit unseren Sympathisanten und Unterstützern treffen. Dort können die Leute sehen, wo ihre Interessen liegen, miteinander ins Gespräch kommen und sich je nach den Interessen oder berufsspezifisch organisieren im Sinne einer sogenannten vernetzten Bewegung wie das heute auch in der Zivilgesellschaft üblich ist. Sie können parallel zu uns Netzwerke aufbauen, wir sind nicht die Lokomotive, werden aber kooperieren, falls das gewünscht ist.

INTERVIEW: DANIELA BODE

Zuletzt geändert am 30­.01.2013