25.2.2013 - kipa

Schüller: Gläubige müssen "Rolle des Untertanen" verlassen

Nürnberg, 25.2.13 (Kipa) Der österreichische Mitinitiator der Pfarrer-Initiative, Helmut Schüller, hat die Katholiken aufgerufen, "die eingespielte Rolle der Untertanen" zu verlassen. Sie müssten ihre Rechte in der Kirche selbst in die Hand nehmen, sagte Schüller am Sonntagabend in Nürnberg. Das Subsidiaritätsprinzip der katholischen Soziallehre gelte in der Kirche selbst bisher nicht, bemängelte der Pfarrer. "Wie will eigentlich die Kirche Transparenz, Mut des Einzelnen, Verantwortung gegenüber Verantwortlichen predigen, wenn sie es nicht in den eigenen Reihen praktiziert?"

Schüller sprach vor mehr als 600 Zuhörern in der überfüllten Kirche der Nürnberger Gemeinde "Menschwerdung Christi". Die Bildungsveranstaltung resultierte aus der auf Druck der Bamberger und Eichstätter Bistumsleitung abgesagten Fastenpredigtreihe der Stadtkirche Nürnberg.

"Kirchenbürger" statt Laien

Der österreichische Geistliche forderte Grundrechte für alle Getauften. Eine "Hausordnung für die Kirche" müsse dafür sorgen, dass Gläubige beim Dialog mit der Kirchenleitung Rechtsschutz genössen. Gehorsam sei problematisch, wenn "diejenigen, die ihn einfordern, durch niemanden kontrolliert werden". Der Begriff "Laie" für ungeweihte Katholiken sollte durch das Wort "Kirchenbürger" ersetzt werden. Es gehe darum, aufzustehen und frei "Klartext" zu reden, auch mit den Würdenträgern.

Die Bischöfe rief der Vertreter der Pfarrer-Initiative zur Umkehr auf. Sie müssten die im Zweiten Vatikanischen Konzil verankerte Kollegialität zwischen Bischöfen und Papst in der Leitung der Weltkirche ernst nehmen "und sich um ihre Kirche kümmern." Diese Aufgabe sei von den Kirchenreformern lange vernachlässigt worden. "Wenn wir hier keine grundlegenden Änderungen bekommen, bleiben alle Reformanliegen bloss Papier."

Warnung vor zu hohen Erwartungen an den nächsten Papst

Schüller warnte vor zu hohen Erwartungen an den nächsten Papst. Dieser werde auf jeden Fall ein "absolutistischer Monarch" sein, der jedoch aufgrund des vatikanischen Systems nicht frei sprechen könne. Mit seiner Wahl werde der Papst ein "Gefangener". Gleichzeitig würden die Menschen die eigentlichen Entscheidungsträger hinter den Kulissen gar nicht kennen.

Schüllers Thema bei der Bildungsveranstaltung lautete "Wir sind Gottes Volk". Der Priester hatte mit seiner Pfarrer-Initiative im Juni 2011 zum "Ungehorsam" aufgerufen. Deswegen unterbanden die Bistümer Bamberg und Eichstätt seinen Auftritt als Fastenprediger in der Nürnberger Frauenkirche. Wer zum "Ungehorsam in der Kirche" aufrufe, könne nicht eine gottesdienstliche Versammlung als Podium nutzen, lautete die Begründung. Die katholische Pfarrei "Menschwerdung Christi" richtet nun die Reihe als Bildungsveranstaltungen unter dem Motto "Apostelkonzil 2013 - Kirche wohin?" aus.

(kipa/kna/bal)

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Zuletzt geändert am 25­.02.2013