17.7.2013 NCR (National Catholic Reporter)

Fr. Helmut Schüller kicks off 'Catholic Tipping Point' tour

Jamie Manson schreibt im NCR über den Auftritt Helmut Schüllers in New York:

Schüllers Tour geht durch 15 Städte in den USA. Seine Tour steht unter der Überschrift "Die katholische Kirche auf der Kippe - Gespräche".

Hier die Übersetzung von Jamie Manson's Artikel in der unabhängigen katholischen Wochenzeitschrift NCR (National Catholic Reporter) über den Auftritt Helmut Schüllers in New York am Dienstag abend.


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Bei großer Hitze und Schwüle kamen 230 Reform-orientiert Katholiken in New Yorks Judson Kirche zusammen, die Schüllers Vision für die Kirche und für ein erneuertes Priesteramt hören wollten.

Von 100 Priestern, die sich zur Ruhe setzen, gibt es derzeit nur 30 neue Priester, die ihre Plätze einnehmen. Die Amtskirche schließt Gemeinden zusammen oder löst sie ganz auf, anstatt alle, die willens und fähig sind Priester zu werden, zum Priesteramt zuzulassen.

Bei Schüllers Aufruf zum Ungehorsam geht es nicht ums reine Opponieren. Es geht um Gehorsam zu Gott, zum eigenen Gewissen und dann erst zur Ordnung der Kirche.

425 von Österreichs 3.800 Priestern sind in der Pfarrer-Initiave zusammengeschlossen. 70% der Katholiken unterstützen deren Forderungen.

"Weil wir Mitglieder der Hierarchie sind, ist die Hierarchie sehr nervös geworden," sagte Schüller. Die Bewegung wurde aus tiefer Sorge um die Zukunft der Gemeinden gegründet.

"Die Struktur der Kirche lässt nicht viel Platz für Reformen oder Fragen."

Schüllers größte Sorge ist, dass der Priestermangel den Getauften Zugang zur Eucharistie verwehrt, "die das spirituelle Zentrum unserer Gemeinden ist."

"Die Priester können ihren Dienst nicht mehr leisten. Sie hetzen von einem Ort zum anderen." Es schmerzt ihn, gesagt zu bekommen: "Ich weiß, Herr Pfarrer, sie haben keine Zeit."

"Wenn die Menschen das Gefühl bekommen, dass der Priester nicht mehr in der Gemeinde anwesend sein kann, dann bedeutet das das Aus für seinen Priesterdienst."

Die Realitäten des Gemeindelebens zeigen die dringende Notwendigkeit auf, das Priesteramt allen zu öffnen, die die Begabung haben, zu führen, zu inspirieren und Vertrauen aufzubauen, insbesondere den Frauen.

"Die Bibel sagt, Männer und Frauen sind als Ebenbild Gottes geschaffen. Wie können wir dies verkünden, wenn diese Wahrheit nicht in unseren Strukturen reflektiert ist? Hier geht es nicht um Zugeständnisse an die moderne Gesellschaft, sondern um den Kern unserer Botschaft. Wir müssen dieses, unser gemeinsames Bild Gottes wiederentdecken."

Reform-orientierte Gemeinden in Österreichen praktizieren Reformen in ihren Gemeinden: Laien, die predigen und die Gottesdienste mit Kommunionfeiern leiten, wenn keine Priester verfügbar sind. Wiederverheiratete, Protestanten, Lesben und Schwule sind bei der Kommunion willkommen.

"Die Eucharistie darf kein Instrument der Strafe sein. Die höchste Symbolik der Kommunion liegt in der Akzeptanz."

"Als Priester haben wir Macht. Das bedeutet, dass wir verantwortungsvoll damit umgehen müssen. Die Bewegungen zur Kirchenreformen dürfen nicht allein den Laien überlassen werden. Wir müssen diese Bewegungen begleiten."

Während Schüllers Tour wird es private Treffen mit Priestern geben. Schüller will von ihnen hören, was ihre Sorgen sind, und möchte sie ermutigen, sich untereinander und mit den Laien zusammenzuschließen.

Schüller ruft die Reformgruppen auf in Solidarität zueinander zu stehen. Eines der Ziele der "Kirche auf der Kippe"-Tour ist es, ein internationales Netzwerk von Reformgruppen aufzubauen. Zehn fortschrittliche katholische Organisationen, einschließlich Future Church, Call to Action, Dignity USA und Voice of the Faithful sind Sponsoren der Tour.

Schüller setzt sich dafür ein, dass die Kirche Grundrechte für alle Getauften festschreibt. "Wir sollten nicht über Laien sprechen, sondern über Kirchenbürger. Das Wort Laie suggeriert fehlende Sachkenntnis und mangelnde Erfahrung."

"Als Christen haben alle Menschen für uns Rechte und Verantwortungen und sie haben eine besondere Würde, die respektiert werden muss. Alle sind daher befugt, bei den Entscheidungsfindungen in der Kirche mitzuwirken."

"Die umfassende Beteiligung der Kirchenbürger ist eine Frage des Respekt vor den Menschen. Mit der Demokratie haben unsere Gesellschaften einen Schritt vorwärts gemacht, doch unsere Kirche kämpft seit Jahrhunderten dagegen."

Das Fehlen von Grundrechten in der Kirche war der Anstoß für den Aufruf zum Ungehorsam. "Wir vermuten und wir haben auch selbst die Erfahrung damit gemacht, dass unser Gehorsam von den Führern der Kirche missbraucht wird, um eine Reform der Kirche zu verhindern."

"Gehorsam gegenüber Führern zu leisten, die für das, was sie mit ihrer Macht machen, keine Rechenschaft ablegen, das geht nicht."

Für jemanden, der zum Ungehorsam aufruft, macht Schüller einen sehr zahmen Eindruck und spricht sehr ruhig.

Zum Verlust seines "Monsignor"-Titel, den ihm der Vatikan 2012 aberkannte, meinte er: "Das war für mich nicht die größte Tragödie meines Lebens."

Nach seiner 30-minütigen Ansprache folgte eine einstündige Diskussion.

Gabriella Velardi Ward von der römisch-katholichschen Priesterinnenbewegung (RCWP) fragte Schüller, wie er und die österreichischen Priester denn zu dieser Bewegung ständen, die ja in Europa ihren Anfang genommen hat. Schüller antwortete, dass sie die RCWP respektieren und den Mut der Frauen bewundern. Die Hoffnung ist, dass sich bald die ganze Kirche der Ordination von Frauen öffnet.

Velardi antwortete: "Wir versuchen das zu leben, was wir predigen, und den Wandeln, den wir anstreben in unserem Dienst umzusetzten. Heute kommen wir durch die Hintertür, damit es einmal so wird, dass die Frauen auch durch die Vordertür hereinkommen dürfen."

Schüller gab ein Beispiel für das respektvolle Zuhören, dass er sich von der Kirchenhierarchie wünscht, indem er darauf einging und sagte: "Dann sollten wir Sie als prophetische Bewegung anerkennten."

Ein anderer Anwesender fragte, ob diese Diskussion auch für die Kirche außerhalb der USA und Europa relevant ist.

Schüller antwortete: "Wir bekommen immer wieder gesagt, dass die Kirche in Europa und den USA krank ist und dass die Kirche in Lateinamerika und Afrika der Beweis dafür ist, dass eine konservative Kirche erfolgreich ist. Doch die Fragen, mit denen wir in unseren modernen Gesellschaften konfrontiert werden, werden letztendlich auch für andere Teile der Welt relevant werden, und vielerorts, wie zum Beispiel in den Megacities, sind die Menschen heute schon mit den gleichen Fragen konfrontiert wir wir in Europa und den USA."

Für Schüller sind Europa und die USA eine Art Laboratorium der Zukunft, wo die Kirche sich mit den Fragen und Herausforderungen der heutigen Welt auseinandersetzen kann.

Schließlich kam die Frage, die alle beschäftigte: Gibt ihm Papst Franziskus Hoffnung?

Schüller antwortete: "Ich glaube wir sind erleichtert, dass er Papst geworden ist. Aber wir wissen nicht, ob seine symbolischen Gesten auch zu systemischen Veränderungen führen oder ob er vom vatikanischen System überrollt werden wird."

"Echter Wandel wird entreteten, wenn er Kollegialität durch neue Synoden und durch die Dezentralisierung päpstlicher Macht zeigt. Es gibt Hoffnung. Warten wir ab, ob er das, was er als Einzelner tut, auch für das System tun kann."

Schüllers nächster Halt ist in Boston, wo Kardinal Sean O'Malley ihm verboten hat, auf kirchlichem Grund und Boden zu sprechen.

Schüller meinte dazu: "Es gibt Bischöfe hier, die verbieten, dass ich mit Ihnen spreche. Es macht mir nichts aus, wenn mir verboten wird mit Ihnen zu sprechen. Es ist jedoch sehr traurig, dass die Bischöfe Ihnen als Gläubige und Kirchenbürgern verbieten mir zuzuhören."

[http://ncronline.org/blogs/grace-margins/fr-helmut-sch-ller-kicks-catholic-tipping-point-tour">http://ncronline.org/blogs/grace-margins/fr-helmut-sch-ller-kicks-catholic-tipping-point-tour

Zuletzt geändert am 18­.07.2013