30.9.2013 - KNA

Neuer vatikanischer Staatssekretär gegen Hierarchiedenken

Caracas (KNA) Der designierte vatikanische Staatssekretär Pietro Parolin (58) hat für einen Abbau des Hierarchiedenkens in der katholischen Kirche geworben. «Die Kirche ist kein Ort, an dem es unterschiedliche Klassen von Personen gibt, etwa 'die da oben' und 'die da unten'. Die Kirche ist eine Gemeinschaft, in der alle gleich sind, weil sie getauft sind», sagte Parolin in einem Bilanzinterview mit der venezolanischen Tageszeitung «El Nacional» (Sonntag). Der italienische Erzbischof und Diplomat war bislang Nuntius in dem südamerikanischen Land.

In der Kirche müsse die Sichtweise herrschen, dass die Kirche ein Dienst sei und kein Machtgefüge im weltlichen Sinn, betonte Parolin.

Notwendig sei Offenheit für alle Menschen, gleich in welcher Situation sie sich befänden, um ihnen eine Begegnung mit Gott zu ermöglichen. Dazu gehörten auch Misserfolge, so Parolin: «Wir dürfen die Resultate nicht in Zahlen oder Umfängen messen, als wären wir ein Konzern.»

Im Blick auf die Pädophilie- und Korruptionsskandale in der katholischen Kirche würdigte Parolin die Schritte, die Benedikt XVI. dagegen ergriffen hatte. Papst Franziskus setze den Weg «mit konkreten Maßnahmen» fort. Zum weiteren Vorgehen sagte Parolin: «Ich stelle mir vor, dass der Papst uns um unsere Meinung bittet, und die müssen wir auch klar und frei äußern. Danach wird er über die unterschiedlichen Angelegenheiten eine Entscheidung treffen.»

Vom jüngsten Treffen zwischen den venezolanischen Bischöfen und Papst Franziskus erhofft Parolin eine positive Wirkung auf die angespannte politische Lage Venezuelas. Der Papst habe konkrete Vorschläge gemacht, weil er die Situation sehr genau kenne. In einigen gespaltenen Gemeinden des Landes habe die Kirche bereits einigend gewirkt, so der Nuntius.

Parolin war am 31. August vom Papst zum Staatssekretär als Nachfolger von Kardinal Tarcisio Bertone (78) ernannt worden. Er übernimmt das zweithöchste Amt der Kirchenhierarchie am 15. Oktober.

mit/bju

Zuletzt geändert am 02­.10.2013