14.5.2016 - Radio Vatikan

D: Kräutler fordert Gemeindeleitung durch geweihte Älteste

Der emeritierte Amazonasbischof Erwin Kräutler mahnt Reformen in der katholischen Kirche bezüglich des Priesteramts. „Wir müssen dringend die Zulassungsbedingungen zum Weihepriestertum überdenken“, sagte er den Zeitungen der Verlagsgruppe Bistumspresse in Osnabrück. Das Zustandekommen einer Eucharistiefeier dürfe nie davon abhängen, ob ein zölibatär lebender Priester vorhanden ist.

Kräutler, der aus Österreich stammt und jahrzehntelang in Brasilien wirkte, verwies auf einen Vorschlag des aus Deutschland stammenden langjährigen katholischen Missionsbischof von Aliwal in Südafrika, Fritz Lobinger. Dieser spreche sich dafür aus, dass Gemeinden ohne Priester durch ein „Team of Elders“, eine Gruppe sogenannter Ältester, geleitet werden. Er empfehle, diese Ältesten zu ordinieren, damit sie mit ihren Gemeinden Eucharistie feiern können.

„Es sind also nicht Priester, die von Ort zu Ort ziehen und mal hier, mal dort der Eucharistie vorstehen ohne eine tiefere Beziehung zur Gemeinde zu haben, sondern sie sind für ihre und nur für ihre Gemeinde da.“ Sie könnten einem Zivilberuf nachgehen und müssten auch nicht wirklich alt, sondern vielmehr in der Gemeindeleitung erfahren sein, „unabhängig davon, welchen Alters oder Geschlechts sie sind“.

Die immer wieder vertretene These, „viri probati“ (bewährten Männer) zu weihen, habe er immer als diskriminierend empfunden. „Welche Kriterien machen einen Mann zum 'vir probatus'? Oder andersherum: Sind denn zölibatere Priester von vornherein 'viri probati'?“

Er fordere nicht eine Debatte für oder gegen den Zölibat, betonte der der langjährige Bischof der brasilianischen Amazonasdiözese Xingu. Sich für ein eheloses Leben zu entscheiden, um ganz für Gott und sein Volk da sein zu können, sei eine besondere Gnade und solle nie abgeschafft werden. Es gehe aber um die Erfüllung des Auftrags Jesu: „Tut dies zu meinem Gedächtnis.“

Der 76-Jährige kritisierte die Zusammenlegung von Gemeinden als „Palliativtherapie“, die nur versuche, den zunehmenden Priestermangel zu lindern. „Wir brauchen aber eine kurative Therapie, wir wollen doch die Heilung des Problems“, so Kräutler. Auch halte er nichts davon, Priester aus anderen Ländern und Kontinenten zu „importieren“. Er selbst sei zwar in ein anderes Land entsandt worden. Das sei aber geschehen, um der Ortskirche beim Aufbau zu helfen. Sein Nachfolger sei nun bereits ein einheimischer Bischof. „Und wie glücklich bin ich darüber!“

(kap 14.05.2016 sk)

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Zuletzt geändert am 01­.06.2016