15. Mai 2008

Bischof schränkt Laien weiter ein

Rumoren in der Diözese Linz: Neben dem anstehenden Zölibatskonflikt mit Pfarrgemeinderäten bringt eine Anordnung von Bischof Schwarz neuen Wirbel in die katholische Kirche.

Schon länger gärt der Konflikt um die Stellung der Laientheologen in der oberösterreichischen Kirche. Im September betonte der Bischof, dass diese Mitarbeiter bei der Messe nicht predigen dürfen. Nun geht es um die Durchführung der Taufe durch Laien.

Seit 1995 konnten Pastoral- oder Pfarrassistenten in Einzelfällen Taufen durchführen. Gedacht war dies für Fälle, wo es wegen des Priestermangels, aus Krankheits- oder Überlastungsgründen dem zuständigen Priester nicht möglich war, das Sakrament zu spenden. Es handelte sich um Ausnahmen: 97 Prozent der rund 10.000 Taufen im Jahr wurden ohnehin von Diakonen oder Priestern durchgeführt.

Bischof Schwarz hat diese Praxis nun beendet: Er zitiert im Diözesanblatt ein Schreiben aus Rom, wonach in der Diözese Linz die Voraussetzungen für die Taufe durch Laien nicht gegeben seien.

„Ich bin enttäuscht, dass die guten Erfahrungen, die wir mit den außerordentlichen Taufspendern gemacht haben, nicht erwähnt werden“, sagt Johann Ehrenfellner, Pfarrmoderator in Leonding-Hart. „Im Dekanat Traun gibt es vier Pfarren mit außerordentlichen Taufspendern: Die Familien, die Priester und die Pastoralassistenten sind zufrieden.“

Der Priester, der seit 45 Jahren in der Diözese wirkt, verweist auf den steigenden Priestermangel. Die Diözese habe ab 1991 ein Konzept entwickelt, um in dieser Situation die Begabungen der Laientheologen zu nutzen. „Beim Amtsantritt von Bischof Schwarz sind wir davon ausgegangen, dass er den Weg seines Vorgängers weitergeht. Jetzt müssen wir feststellen, dass dies nicht so ganz der Fall ist“, sagt Ehrenfellner. Dass laut Rom die Überlastung von Priestern kein Grund für Taufen durch Laien sei, ist für ihn „ein leichter Zynismus“.

„Es ist seltsam, wenn man eine Interpretation hat von Leuten, die die Lage vor Ort nicht kennen“, sagt auch Generaldechant Franz Wild, Pfarrer in Traun, zu den römischen Texten. Nach seiner Einschätzung handelt es sich bei den Einschränkungen für Laientheologen nicht um eine Angelegenheit des Linzer Bischofs, sondern um eine, die „von oben her dirigiert, um nicht zu sagen diktiert“ werde. Die Arbeit der Laientheologen sei wertvoll. Nun werde ein Potenzial beschnitten, „das wir dringend brauchen“. Wie es so weitergehen soll, ist für Wild „unvorstellbar“. Zudem werde die Motivation der Laien eingeschränkt.

Persönlich demotivieren lassen möchte sich Stefan Grandy nicht. Der Pfarrassistent in Garsten und Vorstandsvorsitzende dieser Berufsgemeinschaft ist aber überrascht über die neue Entwicklung: „Es wurde qualitätsvolle Seelsorge betrieben. Einen Wildwuchs bei Taufen durch Laien gab es nicht.“ Man werde Gespräche mit dem Bischof anstreben. „Trotz aller Instruktionen, ob sie nun aus Rom, aus Wien oder sonst woher kommen, kann der Bischof Ausnahmen genehmigen. Wir hoffen, den Bischof von der Sinnhaftigkeit der bisherigen Praxis zu überzeugen.“

Die deutsche Bischofskonferenz schrieb, dass die Taufvorbereitung zwar von Laien durchgeführt werden kann, die Taufe selbst jedoch von einem Kleriker gespendet wird. Die Taufspendung sei keine „Fortsetzung einer gelungenen menschlichen Beziehung, sondern amtliches Handeln der Kirche“. Irmgard Sternbauer, Pastoralassistentin in Freistadt und Sprecherin für diese Berufsgemeinschaft, sagt jedoch: „Der persönliche Kontakt ist wichtig. Die Taufe als Eingliederung in die Gemeinde ist ja kein anonymer Akt.“

Zustimmung zu Schwarz

An der Betonung der der Priesterrolle durch Bischof Schwarz gibt es nicht nur Kritik: „Ich freue mich über den Mut des Bischofs, die Dinge ins rechte Licht zu rücken“, sagt Gerhard Wagner, Pfarrer von Windischgarsten. Es handle sich um keinen Angriff auf die Arbeit der Laien. Wenn Priester zu sehr mit Arbeit eingedeckt seien, wäre es ratsam, sich auf die priesterlichen Aufgaben zu konzentrieren. Wie eben die Taufe.

Zuletzt geändert am 15­.05.2008