30.4.2009 - Münstersche Zeitung

Eklat zwischen katholischen Bischöfen und Laien

BONN. Offener Eklat in der katholischen Kirche zwischen Klerus und Laien: Die Bischöfe sind gegen die geplante Nachfolge an der Spitze des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK). Der Einspruch ist ein bislang nie dagewesenes Ereignis.

Der Einspruch der Bischöfe gegen den jetzigen Vize-Präsidenten Heinz- Wilhelm Brockmann (61) als Nachfolger von Hans Joachim Meyer (72) sei ein bislang einmaliger und nie dagewesener Vorgang, sagte ZdK- Sprecher Theodor Bolzenius am Donnerstag in Bonn. Das Veto der Bischöfe macht nun voraussichtlich eine Verschiebung der Wahl eines neuen ZdK-Präsidenten erforderlich, die ursprünglich am Freitag nächster Woche über die Bühne gehen sollte. Das ZdK-Präsidium werde der Vollversammlung in Berlin eine Verschiebung der Wahl auf Herbst vorschlagen, sagte Bolzenius. Der CDU-Politiker Brockmann war der einzige Kandidat für das Amt des obersten katholischen Laien. Gründe für die Ablehnung seien dem ZdK von der Bischofskonferenz nicht mitgeteilt worden, sagte Bolzenius. „Darüber müssen wir jetzt miteinander reden.“ Von Seiten der Bischofskonferenz hieß es, es werde dazu keine öffentliche Äußerung geben.

Keine Zwei-Drittel-Mehrheit

Brockmann, der seit acht Jahren ZdK-Vizepräsident ist, hatte im Ständigen Rat der Deutschen Bischofskonferenz am Montag nicht die dort erforderliche Zwei-Drittel-Mehrheit erhalten. Der aus Osnabrück stammende Brockmann ist Staatssekretär im hessischen Bildungsministerium. Er gehört zu den Mitbegründern von „Donum Vitae“. Der Verein hatte die Schwangeren-Beratung mit Beratungsschein übernommen, nachdem der Vatikan und die deutschen Bischöfe die kirchliche Schwangerenkonfliktberatung eingeschränkt hatten. Möglicherweise sei vor allem ein konservativer Teil der Bischöfe mit Brockmann nicht einverstanden gewesen, hieß es in Bonn.

Kandidat muss von Bischöfen bestätigt werden - eigentlich

Die Wahl und die Kandidatenaufstellung ist eigentlich Sache des ZdK. Nach den Statuten des ZdK muss ein von der Vollversammlung gewählter Präsident aber durch die Bischöfe bestätigt werden. Üblicherweise wird diese Bestätigung schon vor der Wahl eingeholt. Deshalb hatte das ZdK die Bischöfe auch dieses Mal vorab um Zustimmung gebeten, die überraschend verweigert wurde.

Ein bislang einmaliger Vorgang

„Dies ist ein bislang einmaliger Vorgang, den das Präsidium mit Betroffenheit und Unverständnis zur Kenntnis nimmt“, heißt es in einem ZdK-Schreiben an die Mitglieder. Das ZdK-Präsidium sprach Brockmann seine „volle Solidarität“ aus. Der Vollversammlung soll nun vorgeschlagen werden, das gesamte Wahlverfahren neu zu beginnen. Nach den bisherigen Planungen sollte Brockmann zum Nachfolger von Meyer gewählt werden, der nach drei Amtsperioden und zwölf Jahren aus dem Amt scheidet.

Fassungslosigkeit

Der Bundesvorsitzende des Kolpingwerks, der Bundestagsabgeordnete Thomas Dörflinger (CDU), zeigte sich fassungslos über die Entscheidung der Bischöfe. Das Bild, das die Bischofskonferenz damit abgebe, sei „auch nicht geeignet, das Ansehen von Kirche in der Öffentlichkeit zu stärken“. Es sei erschütternd, wenn Laien „auf solche Art und Weise in ihrem Engagement durch das kirchliche Amt ausgebremst werden“.

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Zuletzt geändert am 30­.04.2009