September 2009 - Kontakt, Zeitung des Seelsorgeamtes der Erzdiözese Salzburg

Kommentar zum Priesterjahr

Schon vor Jahren hat Bischof Reinhold Stecher darauf hingewiesen, dass die Priester einem überlasteten, unverstandenen, überalterten, spirituell und bildungsmäßig gefährdeten und von Angst besetzten Stand angehören. Das Durchschnittsalter der Priester ist bekannt und wird kurzfristig noch steigen. Zur Überlastung kommt gelegentlich die Frage: „Kann's ein bisserl mehr sein?" Das Unverständnis betrifft vor allem die Lebensform der Priester, die heute nur gegen die allgemeine und veröffentlichte Meinung gelebt werden kann. Dass spirituelle Vertiefung und Weiterbildung manchmal zu kurz kommen ist verständlich, aber trotzdem schlimm. Und Angst war schon immer ein schlechter Ratgeber. Ein Jahr der Priester ist zu begrüßen, wenn es für diese Fragen Aufmerksamkeit und Anstöße für Problemlösungen bringt.

Schon vor Jahrzehnten hat die Gemeindetheologie für die Seelsorge den Ansatz geprägt: Von der Priesterzentrierung zur Gemeindeorientierung. Subjekt der Seelsorge ist die Gemeinde als ganze. Alle Christinnen und Christen sind auch Seelsorgerinnen und Seelsorger, haben aktiv Teil am Gottesdienst, an der Verkündigung und am Dienst der Nächstenliebe. Wenn heute z.B. in einem Pfarrverband ein Priester durch einen Pastoralassistenten ersetzt wird, können sogar die öffentlichen Medien den Niedergang der Seelsorge beklagen. Die Priesterfixierung feiert fröhliche Urstände. Möge das Priesterjahr diesen Trend nicht fördern!

Balthasar Sieberer Seelsorgeamtsleiter

Zuletzt geändert am 19­.09.2009