23.3.2001 - www.frauennews.de

Rom: Vatikan tolerierte sexuelle Gewalt an Nonnen und Schwestern

Der Vatikan bestätigte offiziell die Existenz sexueller Gewalt durch männliche Kirchenamtsinhaber an Ordensschwestern, besonders in Afrika. Italienischen Zeitungsberichten zufolge soll es sich um "hunderte Fälle" handeln. Bereits Mitte der 90er Jahre hatten Nonnen aus Schwarzafrika den Vatikan davon unterrichtet, dass Priester Ordensschwestern zum Sex zwingen. Statt Ächtung und Bestrafung der katholischen Amtsträger wurden diese bei Bekanntwerden derartiger Vorkommnisse lediglich in andere Pfarreien versetzt. Die Opfer mussten dagegen sofort ihre Koffer packen.

Nach Angaben der Zeitung "National Catholic Reporter" handelt es sich bei der sexuellen Ausbeutung von Nonnen nicht um Einzelfälle. Die sexuellen Übergriffe seien ein ernstes Problem, besonders in Afrika, aber auch in anderen Teilen der so genannten "Dritten Welt".

Die Nonne und Ärztin Maura O'Donohue berichtete bereits 1995 von einer afrikanischen Ordensgemeinschaft, in der 29 Nonnen schwanger geworden seien. Als die Oberin sich beim zuständigen Bischof beschwerte, sei sie entlassen worden. Teilweise seien die Opfer zur Abtreibung gezwungen worden - oder dazu, die Pille zu nehmen. Andere Priester hätten sich Sex mit dem Hinweis verschafft, dass sie sich bei "anderen Frauen" mit Aids infizieren könnten. Ordensschwestern und Nonnen gelten in Afrika dagegen als "Aids-frei".

Die internationale Kirchenvolksbewegung "Wir sind Kirche" fordert ein Umdenken in der katholischen Kirche. Strukturelle Reformen seien längst überfällig, da die bisherigen "frauenverachtend und frauenfeindlich" seien, so Sprecherin Elfriede Harth in einem Schreiben. Es sei dringend geboten, den Frauen in der Kirche nicht länger die volle Gleichberechtigung abzusprechen, heisst es weiter. "Solange die Kirche Frauen von der Würde des Amtes ausschließt, sündigt sie, indem sie jeder Diskriminierung von Frauen theologische Rechtfertigung liefert." Die Kirchenvolksbewegung forderte die Verantwortlichen im Vatikan und in den jeweiligen Ortskirchen auf, den Opfern zumindest materiell und finanziell Wiedergutmachung zu leisten.

Die internationale Bewegung "Wir sind Kirche" (IMWAC) entstand 1996 in Rom aus dem Zusammenschluss von nationalen Initiativen, die das Kirchenvolksbegehren in ihren Ländern initiiert hatten. Darin wurden unter anderem eine Abschaffung des Zölibats und die Gleichberechtigung von Frauen in der katholischen Kirche gefordert.


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Zuletzt geändert am 14­.04.2010