1.5.2010 - spiegel.de

Pompöser Alterssitz für Passauer Bischof Schraml

Wegen hoher Renovierungskosten für einen aufwendigen Alters ruhesitz gerät im Bistum Passau Bischof Wilhelm Schraml, 74, bei seinen Katholiken unter Beschuss. Für 500000 Euro baut das Bistum derzeit im Wallfahrtsort Altötting ein Palais unweit der bei Pilgern beliebten Schwarzen Madonna um. Für die bischöfliche Wohnung sind 280 Quadratmeter vorgesehen. Außerdem soll es einen Gästebereich und ein Apartment für die Haushälterin geben. Ebenfalls im Palais befindet sich ein Pilgermuseum zu Ehren von Papst Benedikt XVI., das Schraml für 3,3 Millionen Euro herrichten ließ. Die Kosten für den Altersruhesitz werden aus einer Sonderkasse des Bischöflichen Stuhls bezahlt. Sie seien, so ein Bistumssprecher, "nicht unverhältnismäßig". Außerdem werde Schraml erst zu gegebener Zeit entscheiden, ob er tatsächlich nach Ende seiner Amtsperiode nach Altötting umziehen werde. Häufig wechseln Bischöfe zum Ruhestand in ein Kloster. In einem Brandbrief an den Papst und das Ordinariat in Passau fordert die neugegründete Gruppe "Besorgte Christen" nun den Abtritt des Bischofs. Schraml wird vorgeworfen, die Mitarbeit der Laien zu missachten und selbstherrliche Personal entscheidungen zu treffen. Das Er gebnis seien "demotivierte, verärgerte, resi gnierte und gemobbte Pfarrer und Mitarbeiter". Der Papst hatte Anfang März dieses Jahres die Amtszeit Schramls auf unbestimmte Zeit verlängert. Zur Gruppe "Besorgte Christen" haben sich treue Katholiken wie der Vizepräsident der Bayerischen Metallarbeitgeberverbände, Wolfram Hatz, zusammengeschlossen. Viele Gläubige würden "momentan nicht nur wegen des Missbrauchsskandals, sondern auch wegen der Person des Bischofs Schraml austreten", sagt Hatz, in dessen Familie fünf Priester geweiht wurden.

Zuletzt geändert am 02­.05.2010