13.5.2011 - www.mittelbayerische.de

Bischof Müller verbietet Lesung mit Ex-ZdK-Chef

Bischof Müller verbietet Lesung mit Ex-ZdK-Chef Hans Maier engagiert sich für Donum Vitae. Deshalb darf er nicht in Räumen des Bistums Regensburg auftreten.

von Christine Schröpf, MZ

Regensburg. Der frühere Kultusminister Hans Maier darf seine neue Autobiographie nicht in Räumen des Bistums Regensburg präsentieren. Das Ordinariat hatte den Veranstaltern kurzfristig mitgeteilt, dass der bereits reservierte Saal im Diözesanzentrum Regensburg nicht zur Verfügung steht. Für den Termin am Montag wurde dann in aller Eile ein Ersatzraum gefunden.

Grund für die Entscheidung des Regensburger Bischofs Gerhard Ludwig Müller ist Maiers Engagement in der Schwangerenberatung Donum Vitae und seine Kritik an der katholischen Kirche. Donum Vitae war von katholischen Laien wegen des Ausstieg der Amtskirche aus dem staatlich anerkannten Beratungssystem gegründet worden. Das Bistum verwahrt sich dagegen, dass man Schwangere in Not alleine lasse. Die Diözese unterhalte elf Schwangerschaftsberatungsstellen, für die sie jährlich 1,2 Millionen Euro bereitstelle. Allein 2010 sei es zu 7329 „Beratungskontakten“ gekommen.

„Ich bin natürlich traurig und enttäuscht“, reagierte Maier auf die Entscheidung des Bistums. Er habe sein Buch ohne Probleme in der Katholischen Akademie in Berlin vorstellen dürfen. „Es ist nicht zwingend, dass man Menschen von kirchlichen Orten und Institutionen ausschließt, die Donum Vitae unterstützen.“

Bischof Müller bekräftigte das Verbot im Interview mit der Mittelbayerischen Zeitung, trotz seiner persönlichen Wertschätzung für die großen Beiträge Maiers für Politik und Kultur. „Er ist ein hochgebildeter Mann, aber manche kirchenpolitischen Verhaltensweisen kann ich nicht akzeptieren.“ Dazu zähle der „unerträgliche“ Vorwurf an den heutigen Papst, Benedikt XVI., und die katholische Kirche, sie würde seit dem Ausstieg aus dem staatlich anerkannten Beratungssystem schwangere Frauen in Konfliktsituationen alleine lassen. „Wir können die Polemik gegen die katholische Schwangerenberatung, die vom Bistum mit jährlich 1,2 Millionen Euro getragen wird, in unseren eigenen Räumen nicht zulassen.“

Der 79-Jährige Maier präsentiert sein Buch „Böse Jahre, gute Jahre - ein Leben 1931 ff“ nun am Montag um 19 Uhr im „Leeren Beutel“ in der Bertholdstraße auf. Veranstalter ist inzwischen der C.H. Beckverlag und nicht mehr die Dombuchhandlung Regensburg in Kooperation mit der Katholischen Erwachsenenbildung Regensburg.

Eberhard Dünninger, Regensburger ÖDP-Fraktionsvorsitzende im Stadtrat und in früheren Jahren Referent unter Kultusminister Maier, hatte sich für die Lesung stark gemacht - und beteiligt sich nun privat an den Kosten für den Ersatzraum. Die Biographie Maiers sei hörenswert - das Buch sei auch in der Regensburger Bistumszeitung zum Lesen empfohlen worden.

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Zuletzt geändert am 14­.05.2011