19.5.2011 - www.weilburger-tageblatt.de

Limburg: Tür bleibt für "Wir sind Kirche" zu

Die Gruppe, die Reformen fordert, darf sich nicht mehr im Pfarrzentrum treffen

Limburg. Für Pfarrer Friedhelm Meudt steht fest: Die Bewegung "Wir sind Kirche" wird das Pfarrzentrum der Pfarrei "St. Antonius" in Eschhofen nicht mehr benutzen dürfen. 15 Jahre lang tagte die bistumsweite Gruppierung hier - einmal im Frühjahr und einmal im Herbst.

Meudt schrieb vor wenigen Tagen an die Sprecherin der Limburger Bistumsgruppe, Henny Toepfer: "Ich möchte nicht, dass die Treffen weiterhin in Eschhofen stattfinden und muss Sie daher bitten, sich einen anderen Austragungsort zu suchen."

Friedhelm Meudt (42) ist seit 1. Oktober 2004 Leiter des Pastoralen Raumes Dietkirchen mit den Pfarrgemeinden St. Lubentius Dietkirchen, St. Nikolaus Dehrn, St. Jakobus Lindenholzhausen und seit dem Ruhestand des langjährigen Eschhöfer Pfarrers Hubertus Janssen (73) seit 1. Januar 2011 auch St. Antonius Eschhofen.

15 Jahre tagte die bistumsweite Gruppierung "Wir sind Kirche" im Eschhöfer Pfarrzentrum. Im April dieses Jahres untersagte Meudt erstmalig die Nutzung. Die aus 15 bis 20 Personen bestehende Gruppe verlegte ihre Versammlung damals ins benachbarte Gasthaus "Zum Kirchenbäcker".

Danach hatte der bei Gläubigen allgemein beliebte Meudt das Gespräch mit Henny Toepfer (Dillenburg) und Uta Dornoff-Thomas (Eschhofen) gesucht, die zugleich dem dortigen Pfarrgemeinderat angehört. Er wollte die Gruppe kennen lernen und anschließend überlegen, wie ab September verfahren werden soll. Fast vier Wochen nach dem Treffen kam nun die Absage.

Meudt begründet seine Haltung: "Ich habe mir alle Argumente noch einmal überlegt und sehr viele Gespräche geführt. Das Ergebnis war eindeutig. Ich bitte Sie um Verständnis für meine Position."

Es war nicht anders zu erwarten. Bereits im April antwortete Meudt auf Anfrage dieser Zeitung: "Ich bin gegenüber ,Wir sind Kirche sehr skeptisch und unterstütze ihre Ziele nicht. Ich muss mich mit dem, was in der Pfarrei passiert, identifizieren können." Dabei hatte der Pfarrer anklingen lassen, dass auch "Opus Dei", ein katholischer Orden mit sektenähnlicher Struktur, von ihm keine Erlaubnis zur Nutzung des Pfarrzentrums bekäme.

Wer hat in dieser Sache das Sagen?

Der Eschhöfer Pfarrgemeinderat will in einer Sitzung am 14. Juni beratschlagen, wie mit der Gruppe "Wir sind Kirche" verfahren werden soll. An den Treffen dieser Gruppe hatte Pfarrer Janssen ebenso teilgenommen wie einzelne Pfarrgemeinderatsmitglieder, darunter der langjährige Vorsitzende des Pfarrgemeinderats, Ansgar Sehr.

Für den Pfarrgemeinderat stellt sich nun die Frage, wer in diesem Streitfall die Entscheidungskompetenz besitzt: der Pfarrer, der Verwaltungsrat oder der Pfarrgemeinderat. Darüber gehen die Meinungen auseinander.

Nach dem Kirchenvermögensverwaltungsgesetz hat der Verwaltungsrat das Sagen. Er ist Hausherr über das Pfarrheim und über die rechtliche Person, die Vermietungsverträge abschließt. Der Eschhöfer Verwaltungsrat hat aber festgestellt, dass es sich nur um eine Nutzung des Tagungsraumes handelt, nicht um eine Vermietung. Dafür sei der Pfarrgemeinderat zuständig.

Ein früherer Kirchenrechtler weist darauf hin, dass über die Belegung von Pfarrheimsräumen normalerweise nicht der Pfarrer allein entscheidet.

http://www.weilburger-tageblatt.de/lokales/region_weilburg_limburg/limburg/466010_Tuer_bleibt_fuer_Wir_sind_Kirche_zu.html

Zuletzt geändert am 23­.05.2011