25.5.2011 - KNA

Gespräch statt Dialog

Wie unübersichtlich der von Erzbischof Robert Zollitsch angestoßene Kommunikationsprozess für die katholische Kirche in Deutschland derzeit noch ist, belegt eine intern geführte Debatte über den Namen des Ganzen. War zunächst meist von einem «Dialogprozess» die Rede, hat sich jetzt der Begriff «Gesprächsprozess» durchgesetzt. Im Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) stößt die begriffliche Neuorientierung auf Kritik.

Vergangene Woche tagte turnusmäßig die Gemeinsame Konferenz aus Vertretern der Bischofskonferenz und dem ZdK. Seit 1976 existiert dieses institutionalisierte Treffen. Im November noch hatten sie zusammen gesessen und begonnen, die Zollitsch-Initiative umzusetzen.

Galt doch der Impuls des Episkopats-Vorsitzenden vielen als Befreiungsschlag nach der durch den Missbrauchsskandal hervorgerufenen Depression.

Doch nach dem zurückliegenden Treffen waren bei einigen ZdK-Vertretern Frustrationen spürbar. Es gebe Sorge, das ZdK solle an den Rand gedrängt werden, heißt es. Von zehn Bischöfen kamen nur vier zur Begegnung mit den verfassten Laienvertretern. Immerhin:

Zollitsch war dabei. Doch der brachte Botschaften mit, die im ZdK nicht nur auf Zustimmung stießen, berichten Teilnehmer. So erklärte der Freiburger Erzbischof, das Zentralkomitee sei keineswegs der einzige Gesprächspartner der Bischofskonferenz. Vielmehr gebe es noch andere Akteure und Repräsentanten des Katholizismus, die selbstverständlich auch mit einbezogen werden müssten. Der Begriff «Dialog» passe deswegen nicht ganz, vielmehr sei «Gesprächsprozess» treffender.

Für das ZdK war das alles nicht wirklich neu. Aber dass es in dieser Deutlichkeit ausgesprochen wurde, habe dann doch überrascht. Einige meinten, der Begriff «Gespräch» sei belangloser als «Dialog». Für fatal hielten sie es, wenn es lediglich zu einem Palaver-Prozess komme. Die Bischöfe hingegen weisen immer wieder darauf hin, dass die von manchen Laien-Vertretern gehegte und in den Medien transportierte Vorstellung, statt eines Gesprächs könnten quasi politische «Verhandlungen» über Reformen geführt werden, in die Irre gehe und die besondere, eben nicht-politische Realität der Kirche gemäß ihrem eigenen theologischen Selbstverständnis verkenne. In seinem Eröffnungsreferat zur Fuldaer Herbst-Vollversammlung mit dem Zollitsch die Initiative gestartet hat, kommt das Wort «Dialogprozess» gar nicht vor. Vielmehr regte er einen «gemeinsamen und zielgerichteten Gesprächsprozess» an. «Warum sollten wir den Reflektionsprozess dieser Vollversammlung nicht fortführen in einem breiteren Reflektionsprozess in der Kirche in Deutschland insgesamt?», sagte er damals. In einer Presseerklärung nach der Gemeinsamen Konferenz im November taucht dann der Begriff «Dialogprozess» auf. Damals wurden Arbeitsgruppen eingerichtet und Ergebnisse bekanntgegeben.

Nach der jüngsten Sitzung gab es zunächst keine Pressemitteilung.

Beim ZdK haben nun einige die Sorge, sie würden in dem Prozess nicht mehr genügend eingebunden. Ob alle Mitglieder etwa zur Auftaktveranstaltung des Gesprächsprozesses am 9. Juli in Mannheim eingeladen würden, sei noch nicht sicher, heißt es. Dies erzeuge Unzufriedenheit. Auch ist unklar, wie viel Unterstützung Zollitsch bei seinen Mitbrüdern für das Projekt bekommt. Als Zeichen einer neuen Dialogkultur wurde immerhin der Umstand gewertet, dass sich ZdK-Präsident Alois Glück mit dem Essener Bischof Franz-Josef Overbeck getroffen hat.

Zuletzt geändert am 12­.01.2016