5.9.2011 - Main-Post

Beliebter Pfarrer gibt seinen Dienst auf

Norbert Clausen kehrt nach einem Jahr Auszeit nicht mehr in den Dienst als Seelsorger zurück

Norbert Clausen, seit acht Jahren Pfarrer der Pfarreiengemeinschaft Heidenfeld, Hirschfeld und Röthlein, scheidet auf eigenen Wunsch aus dem priesterlichen Dienst aus. Gegenüber Bischof Friedhelm Hofmann habe er persönliche Gründe für seine Entscheidung angegeben, heißt es in einer Mitteilung der Pressestelle des Ordinariats Würzburg am Sonntag.

Über den Schritt des 40-Jährigen hatte Generalvikar Karl Hillenbrand die Mitglieder der Pfarreiengemeinschaft Heidenfeld, Hirschfeld und Röthlein bei ihrer gemeinsamen Wallfahrt am Samstag in der Wallfahrtskirche Dettelbach informiert. Nach den Vorgaben des Kirchenrechts darf Clausen damit sein Priesteramt künftig nicht mehr ausüben.

Hillenbrand informierte die Pfarreiengemeinschaft im Landkreis Schweinfurt auch über einen Brief von Hofmann an Norbert Clausen. Darin drückt der Bischof sein Bedauern über das Ausscheiden des beliebten Seelsorgers aus. Hofmann habe Clausen für den priesterlichen Dienst in den vergangenen zwölfeinhalb Jahren gedankt, sagte der Generalvikar in Dettelbach.

Weiter verlas Hillenbrand ein Schreiben Clausens, in dem dieser seine Entscheidung erläutert, um seiner Gesundheit willen nicht mehr in den priesterlichen Dienst zurückzukehren. „Diese Entscheidung ist für mich eine sehr persönliche, die ich mir nicht leicht gemacht habe. Sie hat nichts mit dem Leben und Arbeiten in Heidenfeld, Hirschfeld und Röthlein zu tun“, schreibt Clausen. Er sei sehr dankbar für die Wertschätzung, die ihm immer wieder entgegengebracht worden sei.

In den drei Orten Röthlein, Hirschfeld und Heidenfeld verbreitete sich die Nachricht wie ein Lauffeuer. Nur: Kein verantwortlicher Laie der Pfarreiengemeinschaft wollte „zur Zeit“ etwas dazu sagen. Die Pfarrgemeinderatsvorsitzende Marion Blach verwies auf die Information der Diözese, mit der man sich offensichtlich auf breiter Basis auf das zeitlich befristete Schweigegelübde verständigt hat. Selbst ein Wort des Bedauerns oder der Enttäuschung über den Schritt kam weder der Vorsitzenden noch anderen Befragten über die Lippen.

Dass man allerdings schwer enttäuscht ist, den beliebten Pfarrer zu verlieren, kann auch ohne große Statements behauptet werden. Clausen, zuvor Kaplan in Niederwerrn, Oberwerrn, Traustadt, Donnersdorf, Pusselsheim sowie in Schweinfurt-Heilig Geist, beendete auf seiner ersten Pfarrerstelle nach dem Ausscheiden der Pfarrer Seitz (Röthlein) und Schneider (Heidenfeld mit Hirschfeld) eine mehrjährige Vakanz.

Die Menschen in den betroffenen Orten waren überaus froh, dass wieder ein Pfarrer da war: „Einfach Spitze , dass Du da bist“, sangen die Kleinen des Kindergartens Heidenfeld 2003 nicht von ungefähr.

Clausen hat in den Jahren viel angekurbelt, kam mit neuen Ideen. „Er hat die Gemeinden aufgeweckt“, sagt eine, die ihren Namen – warum auch immer – ebenso nicht in der Main-Post lesen will. Clausen war ein Pfarrer, der mit den Leuten reden wollte und konnte, einer der auch zuhörte, sich für Dinge interessierte, die mit der Kirche nicht direkt etwas zu tun haben mussten.

Ihm waren alle wichtig, die Senioren wie der junge Mensch, der gesunde wie der kranke Dorfbewohner, der auch mal im Krankenhaus mit dem Besuch des Pfarrers aus Heidenfeld – Clausen lebte im dortigen Pfarrheim – rechnen durfte.

Der in Bielefeld geborene Clausen wurde am 20. Februar 1999 von Bischof Paul-Werner Scheele in Würzburg zum Priester geweiht. Ab 2003 betreute er die drei Orte. 2008 wurde er Dekan des Dekanats Schweinfurt-Süd. Aus den 34 Pfarreien, sieben Kuratien und 17 Filialen wurden neun Pfarreiengemeinschaften gebildet. Das Dekanat zählt insgesamt rund 42 000 Katholiken.

Eine Mammutaufgabe und neben seinem mit großem Engagement geführten Amt in den drei Orten möglicherweise zu viel. Clausen, der mit den Franken keine Probleme hatte, erkrankte jedenfalls Ende 2010 am Burn-Out-Syndrom, trat danach – im Frühjahr – ein Sabbatjahr an, eine Auszeit. Das Amt des Dekans hatte er da schon aufgegeben. Jetzt traf er die Entscheidung, die der eine oder andere, der ihn kennt, befürchtet hat.

Insider berichten, dass er sich auch und vor allem das Schicksal etlicher, unter anderem bei Verkehrsunfällen tödlich verunglückter junger Leute sehr zu Herzen genommen habe.

Vielleicht war es aber auch das Alleinsein, das selbst viel beschäftigte Pfarrer nun mal erleben. Ein Jahr nach seinem Amtsantritt 2003 bestätigte Clausen in einem Interview, dass er sich im Pfarrhaus (Heidenfeld) nicht unbedingt „sehr einsam“ fühle, „aber es ist schon so, dass man sich an manchen Tagen einsam fühlt. Ich denke aber, das verbindet mich mit vielen Menschen in unserer Gesellschaft, die alleine leben müssen“.

Eine Idealform sei das Leben allein „nach meiner Überzeugung ganz sicher nicht“. Clausen hat auch mit Gläubigen seiner Gemeinde mitunter über das Thema geredet. Am Sonntag war er für eine Stellungnahme nicht erreichbar.

http://www.mainpost.de/regional/schweinfurt/Beliebter-Pfarrer-gibt-seinen-Dienst-auf;art763,6312912

Zuletzt geändert am 06­.09.2011