18.10.2011 - KNA

Präsident der katholischen Laien warnt vor «Frustrationsprozess»

Berlin (KNA) Der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Alois Glück, hat vor einem Scheitern des Dialogprozesses in den deutschen Bistümern gewarnt. «Wenn nicht erkennbar eine Entwicklung in Gang kommt, drohen Enttäuschung, Verbitterung, Auszug und Resignation» von Kirchenmitgliedern, sagte Glück am Dienstag in Berlin. Dann würden die Gespräche zum «Frustrationsprozess», betonte er. «Die kommenden beiden Jahre sind sehr wichtig für die weitere Entwicklung der katholischen Kirche in Deutschland.»

Der ZdK-Präsident äußerte sich bei der 56. Gesamtkonferenz der katholischen Militärseelsorger in der Bundeswehr. Sie eröffneten bei dem Treffen den Dialogprozess offiziell auch in ihrem Bereich. Die katholischen deutschen Bischöfe hatten die Gespräche über die Zukunft der Kirche im vergangenen Jahr unter dem Eindruck des Missbrauchsskandals angestoßen.

Glück hob zugleich hervor, er setze auf eine «positive Eigendynamik» des Dialogprozesses. Voraussetzung sei jedoch, dass es um Themen gehe, «die im Rahmen des bestehenden Kirchenrechts möglich sind». Als Beispiel nannte er eine stärkere Beteiligung der Laien an der Gemeindeseelsorge angesichts des sich verstärkenden Priestermangels.

Der ZdK-Präsident äußerte sich gewiss, dass bei dem Gesprächsprozess auch die «klassischen Reizthemen» wie der Zölibat «immer wieder hochkommen». Es führe jedoch nicht weiter, «sie in diesem Rahmen unendlich zu diskutieren».

Glück wandte sich dagegen, die Fragen einer Veränderung der Kirchenstrukturen und einer Vertiefung des Glaubens als Gegensatz zu verstehen. In einer stark strukturierten Gesellschaft brauche auch die Kirche geeignete äußere Formen, die jedoch immer wieder kritisch zu hinterfragen seien. «Ihre Anziehungskraft hängt aber nicht von einer vordergründigen Modernisierung, sondern von ihrer spirituellen Ausstrahlung ab», betonte er. Dazu gehöre eine «Diskussions- und Streitkultur ohne Ausgrenzungen und Abwertungen». Diese gebe es in der Kirche derzeit «in weiten Bereichen» aber nicht.

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Zuletzt geändert am 19­.10.2011