18.1.2014 - Süddeutsche Zeitung

Kirchen-Revolte bleibt aus

Kardinal trifft sich mit kritischen Priestern und Diakonen

Der Brief der katholischen Priester Anfang Dezember kam einem Aufruf zum offenen Ungehorsam gegen Rom gleich: Wiederverheirateten Geschiedenen wollten sie die Sakramente nicht verweigern, keine größeren Pfarrverbände mehr akzeptieren und zudem auch ausgebildeten Laien die Leitung des Gottesdienstes übertragen. So kündigten es die Pfarrer und Diakone an, die sich im „Münchner Kreis“ zusammengeschlossen haben.

Nun hat Kardinal Reinhard Marx darauf reagiert und Anfang dieser Woche die vier Sprecher der kritischen Kirchenleute zu einem eineinhalbstündigen Gespräch empfangen. Trotz bestehender Gegensätze habe „die Begegnung in einer offenen und wertschätzenden Atmosphäre“ stattgefunden, heißt es in einer Erklärung des Kreises. Der Erzbischof sei „sich der Spannungen bewusst, die sich aus den praktischen Erfahrungen heutiger Seelsorge und aus den lebendigen Impulsen des neuen Papstes Franziskus“ ergäben. „Darum findet er es positiv, dass eine Gruppe wie der Münchner Kreis ihre Sorgen und Ideen einbringt“, so die Priester. Marx habe aber auch klar gemacht, dass der Kreis eben nur eine von vielen Stimmen aus dem Erzbistum sei. Es habe Einigkeit darüber bestanden, „dass die Not der wiederverheiratet Geschiedenen dringende Abhilfe verlangt; dass der Priestermangel nicht zu einer grenzenlosen Überforderung des Einzelnen führen darf; und dass es an der Zeit ist, Frauen in weitaus stärkerem Maß mit Führungsaufgaben in der Kirche zu betrauen“.

Dennoch gibt es viele Meinungsverschiedenheiten zwischen den Priestern und Diakonen einerseits und ihrem Erzbischof andererseits. So sei man bei der Frage, welche Rolle die Laien bei der Leitung einer Pfarrei und im Gottesdienst spielen sollen, dezidiert anderer Meinung. Auch der Forderung nach einem Diakonat und einer offenen Diskussion über ein mögliches Ende des Zölibats kann Marx wohl nicht viel abgewinnen. Immerhin soll der Dialog weitergehen: Der Kardinal habe den „Münchner Kreis“ aufgefordert, auch mit den Ressortleitern des Ordinariats ins Gespräch zu kommen .Christian Krügel

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Zuletzt geändert am 19­.01.2014