4.2.2014 - KNA

„Kirche beschädigt sich massiv selber“

Soziologe München – Der Freiburger Religionssoziologe Michael Ebertz sieht eine „massive Selbstbeschädigung der Kirchen in Deutschland“ im Gange.

„Man wartet förmlich jeden Tag darauf, welche nächste Kuh durchs Dorf getrieben wird, um dann geschlachtet zu werden“, sagte Ebertz gestern in München. Es handele sich vielfach um „institutionelles Kontrollversagen“, das den Vertrauensschwund bei der Bevölkerung beschleunige. Häme liege ihm in diesem Zusammenhang völlig fern, erläuterte der Sozialwissenschaftler. Aber man könne in diesem Fall nicht auf „die böse Gesellschaft“ als Ursache verweisen.

Ebertz äußerte sich bei einer Fachtagung deutscher Kirchenrechtler über „Säkularisierung und Neuevangelisierung“. Angesichts des gesellschaftlichen Wandels eröffneten sich den Kirchen auch neue Chancen. So habe die Mehrheit der Deutschen weiterhin Erwartungen an sie. Dazu gehöre, dass die Kirchen stärker in ethisch aufgeladenen Debatten präsent sein sollten.

Gefragt seien die Kirchen auch darin, dem Einzelnen bei der Sinnsuche behilflich zu sein, erklärte Ebertz. Dabei dürfe aber dessen Autonomieanspruch nicht übergangen werden. Die Kirchen müssten sich von einem „staatsähnlichen Selbstverständnis“ und entsprechenden Organisationsformen verabschieden. Eine Kirche, die auf Gehorsam und institutionelle Zwangsmittel setze, habe keine Zukunft. Ihre Rolle verschiebe sich zunehmend in Richtung Zivilgesellschaft, wo sie eine Vermittlungs- und Brückenfunktion einnehmen könnte. Ob sie diese Rolle ausfülle, liege vor allem an der Kirchenführung.  kna

http://www.ovb-online.de/bayern/kirche-beschaedigt-sichmassiv-selber-3347875.html

Zuletzt geändert am 06­.02.2014