April 2014

Roland Breitenbach: Hoch, höher, am höchsten

Das Ortsgespräch am Mittwoch

Viele Christen, auch und gerade Katholiken, haben eher skeptisch nach Rom geblickt, als gleich zwei Päpste heilig gesprochen wurden. Die Straßenverkäufer und die Hotelbesitzer in Rom hat es gefreut, denn es kam zusätzlich eine Million Pilger in die Stadt. Doch das Ganze wirkt irgendwie peinlich, wenn so ein Papst nach dem anderen hochgestuft wird: Vom Heiligen Vater auf heiligem Stuhl zum heiligen Papst.

Unter Papst Johannes XXIII habe ich studiert. Er war für uns Theologiestudenten die große Hoffnung. Er öffnete mehr als nur ein Fenster und ein frischer Wind wehte durch die muffige Kirchenluft der 60er Jahre. Ein Heiliger? Roncalli hat zu sich gesagt: „Giovanni, nimm dich nicht selbst zu wichtig.“.

Die Größe eines Christenmenschen liegt nicht in einer komplizierten und sündteuren Heiligsprechung. Sie liegt darin, ob einer das Evangelium glaubwürdig lebt. Dann ist er nach den Worten Jesu glücklich zu preisen.

Johannes Paul II. war ein großer Papst. Aber er zeigte deutliche Schwächen. Viele Frauen und Männer, die auf ihre Weise die Frohe Botschaft zu den Menschen bringen wollten, zum Beispiel Bischof Jacques Gaillot, Pater Willigis Jäger, die Befreiungstheologen Lateinamerikas, setzte er auf die Schwarze Liste, zerstörte damit ihren Lebensweg. Ein heiliges Beispiel? Nein, auch weil in seiner Ära der Missbrauch von Kindern und Jugendlichen durch Kirchenmänner systematisch vertuscht wurde.

Die Feiern in Rom ändern nichts daran, dass die Heiligsprechung des polnischen Papstes umstritten bleibt, Johannes XXIII. aber für viele Katholiken längst ein Heiliger ist. Seine Worte: „Man kann mit einem Hirtenstab in der Hand heilig werden, aber ebenso gut mit einem Besen.“

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Zuletzt geändert am 07­.05.2014