17.7.2014 - Die Zeit

Originalton Franziskus. Dem Vatikan passt mein Gespräch nicht. // Zoff in Rom

Von Eugenio Scalfari

Der Gründer und langjährige Chefredakteur der italienischen Tageszeitung »La Repubblica«, Eugenio Scalfari, ist einer der wenigen Journalisten, denen Papst Franziskus die Gelegenheit zu einem direkten Gespräch gewährt. Nach dem Erscheinen von Scalfaris Text am 13. Juli in »La Repubblica«, den wir hier leicht gekürzt nachdrucken, erklärte Vatikansprecber Federico Lombardi, die zitierten Ausführungen zu den Themen Pädophilie und Zölibat entsprächen nicht den wirklichen Äußerungen des Papstes. Auf Anfrage der ZEIT ließ Scalfari ausrichten, er habe Franziskus korrekt wiedergegeben. Scalfari überließ um zudem folgenden Text:

Pater Lombardi macht mir den Vorwurf, die Äußerungen des Papstes nicht genau notiert zu haben, weshalb diese Äußerungen nur eingeschränkt aussagekräftig seien. Zwei Punkte scheinen Padre Lombardi ganz besonders zu bekümmern: einmal die Tatsache, dass auch Kardinäle (zwei, um genau zu sein) in pädophile Vorkommnisse verstrickt sind, zum anderen die Äußerungen des Papstes zum Zölibat. Pater Lornbardi betont, ich hätte in meiner eigenen Sprache eine Zusammenfassung verfasst. Das stimmt, und dem Papst war das vollkommen bewusst. Wir' haben sogar mehrfach darüber gesprochen, dass ich nicht die Gewohnheit habe, mir Notizen. während eines Gesprächs zu machen, und sei mein Partner auch von noch so hohem Ansehen.

Pater Lombardi scheint nicht zu wissen, dass ich nach dem ersten Treffen dem Papst meinen Text zugesandt habe mit der Bitte, ihn zu lesen und ihn nach eigenen; Gutdünken zu korrigieren. Ich weiß nicht, ob der Papst ihn gelesen hat, tatsächlich aber übermittelte er mir drei Tage später sein Einverständnis zur Publikation. Nach dem zweiten Gespräch bat mich der Papst, diesmal nichts zu veröffentlichen. Dem Wunsch Seiner Heiligkeit entsprechend, gelangte von diesem Gespräch nichts an die Öffentlichkeit.

Das dritte Gespräch ist das hier vorliegende, und Pater Lombardi tut gut daran, meinen Text von einem Interview zu unterscheiden. Es gefällt mir, mich mit einem wichtigen Gesprächspartner auszutauschen und dann mit meinen eigenen Worten davon zu berichten, in der Hoffnung, damit nach bestem Können zu vermitteln; was der Papst zu sagen hat.

Eugenio Scalfari ist Journalist, Politiker und Romanautor. Er, der Atheist, hat schon mehrmals mit Papst Franziskus gesprochen


Zoff in Rom. Deutsche Fassung des Scalfari-Papst-Interview
> Die Zeit 17.7.2014

Gesagt ist nicht gesagt
> Christ & Welt 17.7.2014

Zuletzt geändert am 21­.07.2014