Theologen sehen Rigorismus gegenüber wiederverheirateten Geschiedenen

Tübingen (KNA) Die emeritierten Theologieprofessoren Norbert Scholl und Hermann Häring haben sich an Papst Franziskus gewandt und eine Änderung im Umgang der katholischen Kirche mit wiederverheirateten Geschiedenen gefordert. Sie kritisieren in ihrem jetzt veröffentlichten Schreiben die Haltung des Präfekten der Glaubenskongregation, Kardinal Gerhard Ludwig Müller, der Änderungen in dieser Frage mit der Begründung ablehnt, sie widersprächen dem Gebot Jesu.

Scholl und Häring betonen in ihrem Schreiben, dass es schon in der Frühzeit des Christentums Ausnahmeregelungen gegeben und auch das Konzil von Trient in dieser Frage "einen gewissen Spielraum" gelassen habe. Die Kirchen des Ostens orientierten sich ebenfalls anders als der Katholizismus. Die Theologen weisen darauf hin, Jesu Worte zur Ehescheidung seien bereits in der Bibel "an verschiedenen Stellen und in verschiedenen Überlieferungsschichten anzutreffen". Die veränderten Wortlaute seien ein Zeichen dafür, "dass bereits die Urkirche dieses Jesuswort dem Wechsel der gesellschaftlichen Situation immer wieder neu angepasst hat". Eine "rigorose" Auffassung der absoluten Unauflöslichkeit der Ehe könne sich "nicht auf die Treue zum Worte Jesu berufen".

Zuletzt geändert am 12­.03.2015